Deutschland | Rinder | Marktversorgung

Weniger Rindfleisch in der EU

08.04.2021 (AMI) – Der europaweite Rückgang der Rinderbestände setzte sich auch 2020 weiter fort. Die Zählungen im November / Dezember ergaben einen Gesamtbestand von gut 76,2 Mio. Tieren und damit 1,2 % weniger als noch im Jahr zuvor.

Insbesondere die beiden größten Halternationen, Frankreich und Deutschland, haben weniger Tiere gehalten. Zugleich nahm auch Produktion von Rindfleisch ab. Fast überall kam es zu deutlichen Einschränkungen der Kapazitäten aufgrund der Corona-Pandemie. Insbesondere in Südeuropa machte sich zudem der stark eingeschränkte Tourismus bemerkbar. Insgesamt wurden 2 % weniger Tiere geschlachtet. Die Fleischerzeugung sank mit einem Minus von 1,2 % weniger deutlich, da die Tiere immer schwerer zur Schlachtung kommen.

Europaweiter Preisdruck

Nicht nur die Produktion von Rindfleisch wurde durch die Corona-Pandemie in Mitleidenschaft gezogen, auch die Preise für Schlachtrinder enttäuschten 2020 fast auf ganzer Linie. Nachdem die Erzeuger bereits 2019 mit Rückgängen leben mussten, wurden für Jungbullen im vergangenen Jahr europaweit noch einmal 1,5 % weniger gezahlt. Bei den Schlachtkühen betrug das Minus sogar 4,3 %. Einerseits machen sich die fehlenden Kapazitäten auf Schlachthofseite bemerkbar, über weite Strecken des Jahres verlief die Ablieferung schwierig. Andererseits war auch die Fleischnachfrage eingeschränkt, was sich auf den Schlachttierhandel und die Erlösmöglichkeiten auswirkte.

Auch 2021 bleibt schwierig

Die Coronavirus-Pandemie hat den europäischen Rindfleischmarkt im vergangenen Jahr geprägt. Eingeschränkte Kapazitäten, ein immer wieder fehlender Außer-Haus-Konsum und schwächelnde Preise waren die Folge. In vielen Bereichen dürfte sich der Markt 2021 ähnlich entwickeln. Bereits im 1. Quartal waren immer wieder Einschränkungen auf Schlachthofseite zu beobachten, auch die internationalen Warenströme wurden von Corona beeinflusst. Entsprechend gehen die meisten Marktexperten für das laufende Jahr davon aus, dass die Schlachtzahlen erneut sinken. Zugleich wird sich der Markt langsam erholen. Für 2022 wird aktuell eine knapp stabile Produktion von Rindfleisch erwartet, Länder wie Irland und Italien gehen sogar von einem Anstieg aus.

Gestützt wird diese Entwicklung in den kommenden Jahren nicht zuletzt von steigenden Preisen. Das kleine Angebot macht sich bereits im 1. Quartal 2021 bemerkbar. So zogen etwa die Jungbullenpreise in Deutschland, gegen den saisonal üblichen Trend, an. Insgesamt werden im europäischen Mittel rund 4,5 % höhere Preise für Schlachtrinder erwartet. Mit der Normalisierung des Marktes 2022 dürfte auch diese Entwicklung an Schwung verlieren. Zwar werden auch dann noch einmal moderate Anstiege erwartet, diese liegen allerdings im Bereich von unter 1 %.


Eine ausführliche Analyse zum europäischen Schlachtrindermarkt inklusive Prognosen finden Sie in unserem Online-Dienst Markt aktuell Vieh und Fleisch. Oder interessieren sie sich für aktuelle Entwicklung an den Nutz- und Schlachtviehmärkten in Deutschland? Nutzen Sie unser Angebot.







Beitrag von Dr. Tim Koch
Marktexperte Fleisch- und Geflügelwirtschaft

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Vieh & Fleisch | Handel

Hohe Fleischpreise und wachsende Bedeutung von Alternativen

27.06.2024 (AMI) – Seit 2022 liegen die Schweinepreise auf einem davor ungekannten Niveau. Mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine stiegen die Preise in allen Bereichen, 2023 folgte am Schlachtschweinemarkt ein Rekordjahr.   Mehr

Deutschland | Schweine | Handel

Schlachtschweinemarkt weiterhin ausgeglichen

26.06.2024 (AMI) – Das Angebot an Schlachtschweinen fällt weiterhin klein aus, nur regional werden etwas mehr Tiere angeboten als zuletzt. Gleichzeitig ist die Nachfrage aber verhalten, der herrschende Bedarf kann problemlos gedeckt werden.   Mehr

Welt | Schweine | Marktprognose

Rückgang der globalen Produktion von Schweinefleisch erwartet

26.06.2024 (AMI) – Weltweit dürfte die Erzeugung von Schweinefleisch im laufenden Jahr um knapp 1 % zurückgehen. Dabei werden für die einzelnen Regionen unterschiedliche Entwicklungen prognostiziert.   Mehr