Deutschland | Rohmilch | Erzeugerpreise

Milch ohne Gentechnik auf dem Vormarsch

03.08.2017 (AMI) – Die Bedeutung von gentechnikfrei erzeugter Milch in Deutschland nimmt immer weiter zu. Treibende Kraft ist der Handel, für den Gentechnikfreiheit ein wichtiges Kriterium ist. Allerdings machte der Preisverfall am Milchmarkt im Jahr 2016 vor dieser Milchart nicht halt.

Das vergangene Jahr war für die deutschen Milcherzeuger ein ausgesprochen schwieriges. Eine hohe Milchanlieferung bei stagnierenden Absatzmärkten führte zu einem massiven Druck auf die Preise. Diese sanken bis zur Jahresmitte auf ihre historischen Tiefststände. Die Aufholjagd im Sommer reichte nicht aus, um in der Summe an das bereits niedrige Vorjahresniveau heranzukommen. So hatten die Milchviehhalter im vergangenen Jahr erhebliche Einbußen beim Milchgeld zu verkraften. Davon waren Betriebe, die auf den Einsatz gentechnisch veränderter Futtermittel verzichten, gleichermaßen betroffen, wie ihre konventionell wirtschaftenden Kollegen. Das sind die Ergebnisse des AMI-Milchpreisvergleiches für das Jahr 2016.

Umstellung auf gentechnikfrei schreitet voran

Der AMI-Vergleichspreis für konventionell erzeugte Milch gab im vergangenen Jahr um 2,6 Ct nach und erreichte im Bundesmittel ein Niveau von 26,80 Ct/kg, gültig für eine Milch mit 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß sowie einer Jahresanlieferung von 500 t. Für gentechnikfrei erzeugte Milch wurden im Schnitt 29,80 Ct/kg gezahlt, auch dies deutlich weniger als im Vorjahr.

Daher scheint es zunächst verwunderlich, dass immer mehr Molkereien und ihre Lieferanten auf diese Milchart umstellen. Hintergrund sind die Forderungen des Handels in Deutschland, der Konsummilch und andere Molkereiprodukte in seinen Regalen sehen will, die ohne den Einsatz gentechnisch veränderter Organismen erzeugt wurden.

Und so wurden im AMI-Milchpreisvergleich für das Jahr 2016 rund 3,6 Mrd. kg gentechnikfrei erzeugter Milch berücksichtigt. Das waren rund 12 % an der Gesamtmenge und gut die Hälfte mehr als im Vorjahr. Dabei sind nur solche Unternehmen eingeflossen, die diese Milchart volle zwölf Monate erfasst haben. 2017 wird die Menge nochmals deutlich steigen, denn viele Unternehmen haben mit dem Beginn dieses Jahres komplett auf gentechnikfrei umgestellt.

Krise ging an der Bio-Milch vorbei

Im Gegensatz zu den beiden anderen Milcharten haben sich die Preise für Bio-Milch 2016 behauptet. Hier erhielten die Erzeuger 48,72 Ct/kg, das waren 0,3 Ct mehr als im Jahr zuvor. Damit ist der Abstand mit rund 22 Ct/kg gegenüber der konventionellen Milch auf ein neues Rekordniveau gestiegen. Dies hat viele konventionell wirtschaftende Landwirte dazu veranlasst, ihre Produktion umzustellen.

Hoffnung auf höhere Milchpreise in 2017

Das Jahr 2017 verläuft für die Erzeuger in Deutschland wieder erfreulicher, auch wenn sie teils noch mit den Folgen der Krise zu kämpfen haben. Im Vergleich zu 2016 haben sich die Erlöse für die Produzenten von Milch im bisherigen Verlauf bereits erheblich erhöht, wodurch sich eine deutliche Verbesserung im Jahresergebnis abzeichnet.

Was sind die Ursachen für den Preisverfall im vergangenen Jahr? Warum driften die Preise für die verschiedenen Milcharten auseinander? Und wie geht es im aktuellen Jahr weiter mit den Erzeugerpreisen? Antworten auf diese Fragen finden Sie in den aktuellen Analysen im Online-Dienst Markt aktuell Milchwirtschaft. Sie sind noch kein Kunde und möchten unseren Online-Dienst Markt aktuell Milchwirtschaft kennenlernen? Bestellen Sie jetzt Ihr Abonnement.

Beitrag von Dr. Kerstin Keunecke
Marktexpertin Milch und Milchprodukte

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Betriebsstruktur

Liquidität auf Betrieben sinkt

27.04.2023 (AMI) – Die wirtschaftliche Situation der Milcherzeuger in Deutschland hat sich im ersten Quartal von 2023 eingetrübt. Im Betriebszweig Milchproduktion ist die Marge aus Erlösen und variablen Kosten, nach der Erholung im vergangenen Jahr, zurückgegangen.   Mehr

Deutschland | Milchdauerwaren | Preise

Pulvermarkt sucht seine Richtung

27.04.2023 (AMI) – Ende April schwankten die Preise für Milch- und Molkenpulver stark hin und her. Dies war abhängig von der Fristigkeit der Lieferung, der Haltbarkeit der Ware oder dem Absatzkanal. Die Nachfrage war bei ausreichendem Angebot produktübergreifend ruhig.   Mehr

Deutschland | Schweine | Handel

Schlachtschweinemarkt präsentiert sich ausgeglichen

26.04.2023 (AMI) – Im Handel mit Schlachtschweinen halten sich ein geringes Angebot und eine schwache Nachfrage in etwa die Waage. Marktteilnehmer berichten über eine stabile Marktsituation. Trotz des anstehenden Maifeiertages, der sonst zum Grillen genutzt wird, fehlen Impulse für Preisanstiege.   Mehr

Europa | Schweine | Erzeugung

Schweinefleischerzeugung entwickelt sich in der EU rückläufig

26.04.2023 (AMI) – In der Prognose für das Jahr 2023 wird mit einer Reduzierung der in der EU produzierten Menge an Schweinefleisch gerechnet. Als wichtigster Grund für diese Entwicklung sind die stark gesunkenen Schweinebestände zu nennen.   Mehr

Europa | Rinder | Erzeugung

Geringere Erzeugung von Rindfleisch in der EU erwartet

26.04.2023 (AMI) – Für das laufende Jahr wird europaweit von einer rückläufigen Entwicklung der Produktion von Rindfleisch ausgegangen. Diese Einschätzung wird mit reduzierten Rinderbeständen begründet.   Mehr

Welt | Ölsaaten | Kursentwicklung für Soja und Raps

Chicago: Sojabohnen rutschen ab

26.04.2023 (AMI) – Vor dem Hintergrund komfortablen Angebots bei gleichzeitig schwindender Nachfrage geben die Sojabohnennotierungen nach. Zudem schreitet die US-Aussaat überdurchschnittlich schnell voran.   Mehr

Europa | Ölsaaten | Angebot

EU-Sojaareal zur Ernte 2023 dürfte schrumpfen

24.04.2023 (AMI) – Zur Ernte 2023 wird die mit Hülsenfrüchten bestellte Fläche in der EU-27 voraussichtlich um gut 1 % auf knapp 2,5 Mio. ha reduziert werden.   Mehr

Europa | Getreide | Außenhandel

An der Ostgrenze erstickt die EU an ukrainischem Getreide

24.04.2023 (AMI) – In Polen wird eine Rekordmenge an Getreide zum Ende des Wirtschaftsjahres erwartet.   Mehr

Deutschland | Frische Lebensmittel | Index

Lebensmittelteuerung schwächt im April ab

21.04.2023 (AMI) – Die Teuerungsrate frischer Lebensmittel geht aktuell stark zurück. In den ersten beiden Aprilwochen liegt sie dem AMI-Frischeindex zufolge bei 12,7 %.    Mehr

Europa | Verarbeitungsware | Markttrends

Kartoffelprodukte sind weltweit gefragt

21.04.2023 (AMI) – Seit dem Einbruch im Jahr 2019 steigt der Rohstoffverbrauch der Kartoffelverarbeiter stetig. Im Jahr 2022 übertraf er wieder die Menge von vor Corona. Wegen anhaltender Rekordverarbeitung befürchten einige nun, dass Rohstoff nicht bis zur neuen Ernte ausreicht.   Mehr