Sehr wichtige Absatzmärkte sind weggebrochen
Mit Feststellung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Brandenburg verloren zahlreiche Exportzertifikate Deutschlands in Drittstaaten ihre Gültigkeit. Die Verschiffungen dorthin sind schlagartig weggefallen. Für die Wiedererlangung des Seuchenfreiheitsstatus darf mindestens ein Jahr kein neuer ASP-Fall auftreten. Erst dann kann Deutschland Anträge auf Wiedererlangung des ASP-frei-Status stellen. Folgende Drittländer wurden gesperrt: Argentinien, Brasilien, China, Japan, Mexiko, Singapur, Südafrika und Südkorea. Im ersten Halbjahr des aktuellen Jahres wurden mit 544.000 t Schweinefleisch und deren Nebenerzeugnissen (Köpfe, Ohren, Pfoten, Innereien) fast 40 % aller deutschen Ausfuhren in Staaten außerhalb der EU vermarktet.
Insbesondere die Nebenerzeugnisse gelten in Asien als Delikatessen und sind in Deutschland und der EU mangels Nachfrage fast unverkäuflich. Innerhalb der EU und mit einigen wenigen Drittländern gelten Regionalisierungsregelungen, so dass Schweinefleisch von Betrieben außerhalb der Restriktionszonen exportiert werden darf. Nunmehr werden die Handelsströme durcheinandergewirbelt. Die deutschen Exporteure müssen ihre Ware am EU-Binnenmarkt verkaufen. Dies bedeutet starken Preisdruck, den besonders stark die Schweinemäster und Sauenhalter aushalten müssen.
Afrikanische Schweinepest kam nicht unerwartet
Die aus Afrika stammende und dann per Schiff nach Georgien eingeschleppte Tierseuche verbreitete sich immer stärker Richtung Westen. Seit 2014 grassiert die ASP in Polen und rückte auch stetig stärker Richtung Westen an Deutschland heran. Polen und Brandenburg haben dazu einen hohen Wildschweinebestand, was den Seuchenschutz und die Bekämpfung erschweren. In der Branche sprachen etliche davon, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Schweinepest Deutschland trifft.
Es wurde für den Ernstfall geprobt, Krisenstäbe initiiert und Tierseuchenallgemeinverfügungen mit Benennungen der Restriktionszonen sowie entsprechende Auflagen und Maßnahmen geplant. Diese greifen nun. Den Schweinehaltern wurde auch dringendst empfohlen ein Biosicherheitsmanagement zu betreiben. Dies auch, um in einem Schadensfall Ansprüche von der Tierseuchenkasse zu bekommen. Tschechien und Belgien gelten als Musterkandidaten, die relativ rasch ein Jahr frei von ASP waren und nun den Status „frei von ASP“ nutzen können. In Belgien hofft die Branche Ende des Jahres wieder Verschiffungen nach China, Japan und Südkorea tätigen zu können.
Auswirkungen auf den Schweinemarkt
Mit einem Schlag bestimmt die ASP in Deutschland die Märkte, die Nachrichten und die Diskussionen. Der starke Preisverfall der Schlachtschweine in Deutschland färbt peu à peu auch auf andere Länder in der EU ab, besonders die Länder wo Deutschland ein wichtiger Handelspartner ist. Die deutschen Sauenhalter mussten allein innerhalb nur einer Woche einen Wertverlust ihrer Ferkel von 30 % verkraften. In der Fleischvermarktung werden die ökonomischen Bewertungen der Teilstücke vom Schwein auf neue Kalkulationen umgestellt. Der Grund: Zuschnitte vom Schwein, die Exportschlager waren und in Asien eine hohe Wertschätzung haben, werden im Inland vernachlässigt.
Die deutschen Verbraucher werden hingegen davon wenig spüren. Für den Menschen ist die ASP völlig ungefährlich. Es ist auch kein Engpass zu befürchten. Deutsches Schweinefleisch genießt weiterhin einen guten Ruf. Im globalen Handel nach Asien fällt Deutschland als bedeutender Exporteur schlagartig weg. Nutznießer sind die USA, Spanien und Dänemark, die ihre Verschiffungen nach China höchstwahrscheinlich forcieren werden. Eine hohe Exportabhängigkeit bürgt aber auch Risiken. Aus Spanien ist zu hören, dass wenn dort ähnliche zeitweilige Betriebsschließungen von Schlachthöfen infolge von Covid-19 wie bei uns bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück und damit verbundene Liefersperren nach China passieren, würden diese Betriebe das möglicherweise nicht verkraften.
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