Deutschland | Vieh & Fleisch | Nachfrage

Vieh- und Fleischmarkt – Zwischen Tierwohl und Preisdruck

09.11.2017 (AMI) – Die breite Gesellschaft wünscht – speziell in der Schweinehaltung – immer mehr Tierwohl. Kontraproduktiv demgegenüber ist der oftmalige Preisdruck im Handel mit Schweinen und Schweinefleisch. Ein Grund dafür ist u.a. auch der Wandel im Fleischverzehr.

Aufgrund eines hohen Informationsbedarfs sowie einer schon längeren Regelmäßigkeit veranstaltete die Agrarmarkt Informations-GmbH am 07.11.2017 ein AMI Markt Seminar Vieh und Fleisch zum Thema: „Zwischen Tierwohl und Preisdruck“. Die gestreute Teilnehmerstruktur: Von Umweltorganisation über Zuchtunternehmen, Schlacht- und Zerlege-Branche, Fleischverarbeitung, Verpflegungsspezialist bis hin zu Marktbeteiligten des Lebensmitteleinzelhandels, Banken sowie von Behörden und Branchenorganisationen zeigte, dass das Themengebiet für alle Marktbeteiligten in der Wertschöpfungskette von großem Interesse ist. Dies wurde nicht zuletzt durch intensive Diskussionen unterstrichen. Das Jahr 2017 war soweit am Schweinemarkt sehr turbulent. Die Schweinepreise zeigten ein starkes Auf- und Ab. Fast völlig gegensätzlich entwickelt sich der Rindermarkt mit relativ hohen Erzeugerpreisen aufgrund eines stagnierenden Aufkommens und einer stetig wachsenden Rindfleischnachfrage.

Zudem sorgen Themen wie Fleischverzicht, Fleischersatzstoffe, immer mehr Tierwohl sowie die Gefahr der Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest für Verunsicherung hinsichtlich der zukünftigen Markteinschätzungen. Zu guter Letzt steht die bange Frage im Raum: Wie wird sich das Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration im Jahr 2019 auswirken. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Die AMI bietet den Vorteil, durch objektive und anschaulich aufbereitete Auswertungen auf allen Stufen der Produktionskette bis hin zum Verbraucherverhalten Licht in das vielschichtige Thema rund um Fleisch zu bringen. So war auch die einhellige Meinung der Seminarteilnehmer.

Wo geht die Reise hin?
Wie ein roter Faden standen im AMI Markt Seminar die Fragen im Raum: Wo geht die Reise hin? Welche Prognosen gibt es für das Jahr 2018? Dieser Fragestellung widmete sich Dr. Tim Koch und Matthias Kohlmüller, Marktanalysten für Vieh und Fleisch. Aufgrund der kürzlich stattgefundenen EU-Prognoseausschüsse für Rind- und Schweinefleisch konnten die Marktexperten Abschätzungen geben, was im Jahr 2018 auf Seiten der Landwirte und der Schlachtbranche im Markt zu erwarten ist. Fazit: Die Aussichten am Schweinemarkt sind aus Erzeugersicht schwierig, auf jeden Fall nicht rosig. Während die Sorgenfalten bei den Schweinehaltern und bei den Schweinefleischvermarktern wahrscheinlich anhalten werden, können die Rindermäster und Rindfleischvermarkter relativ optimistisch in die Zukunft blicken.

Weiter hohe Nachfrage nach Bio-Fleisch

Die Nachfrage nach Bio-Schlachttieren, insbesondere Rindern ist weiterhin hoch. So kauften die Verbraucher allein in den ersten 3 Quartalen 2017 gut 20 % mehr Bio-Fleisch – die Ketten des Lebensmitteleinzelhandels haben ihr Sortiment teils deutlich erweitert. Hackfleisch und vor allem Rinderhack spielt dabei eine große Rolle. Das Angebot an Schlachtrindern ist noch ausreichend, dürfte sich aber mit fortschreitender Saison eher verknappen. Schlachtkühe sind weiterhin gesucht, und daher im Preis gestiegen. Bei Bio-Schweinen hat sich das Angebot verbessert, so dass erstmals auch Teilstücke günstiger angeboten werden.

Verbraucherverhalten – Wunsch und Wirklichkeit

Günstige wirtschaftliche Rahmendaten, eine wachsende Bevölkerung aber auch höhere Preise lassen derzeit die Ausgaben der privaten Haushalte in Deutschland kräftig steigen. Vor dem Hintergrund dieser positiven Rahmendaten gilt es für Ernährungswirtschaft und Einzelhandel jedoch, sich höheren Ansprüchen der Bevölkerung an ihre Nahrungsmittel zu stellen. Regional, nachhaltig, artgerecht und ökologisch sind Attribute, die von den Verbrauchern häufig genannt werden, wenn es darum geht, Anforderungen an Produkte und Produktionsmethoden zu benennen.

Doch nicht immer decken sich die geäußerten Ansprüche mit dem tatsächlichen Kaufverhalten, wie Thomas Els, Marktanalyst Verbraucherforschung, anhand von Beispielen belegen konnte.

Unter den Teilnehmern des Seminars rege diskutiert wurden Fragen wie „Von wem geht eigentlich die Initiative für entsprechende Maßnahmen aus (Beispiel: ohne Gentechnik): Verbrauchern, NGOs oder den Medien?“ bzw. „Ist der Hype um Fleischersatzprodukte zu Ende oder sind Produktinnovationen in der Lage, die Nachfrage zu befeuern?“

Interessieren Sie sich für die Inhalte des Seminares, dann können Sie die Chartsammlungen zum Thema „Zwischen Tierwohl und Preisdruck“ erwerben. Besuchen Sie dazu unseren Shop.

Beitrag von Matthias Kohlmüller
Marktexperte Fleisch- und Geflügelwirtschaft

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Schweine | Aktionspreise

Werbeaktionen forcieren Nachfrage

08.03.2018 (AMI) – Befragungsergebnissen zufolge verliert der Preis an Bedeutung für den Kauf von Lebensmitteln. Demnach nehmen Aspekte wie Qualität, Ökologie, Tierwohl oder Nachhaltigkeit eine zunehmend wichtigere Rolle im Entscheidungsprozess der Verbraucher ein.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Anlieferung

Milchanlieferung zum Jahresbeginn sehr stabil

08.03.2018 (AMI) – Zum Jahresanfang bewegte sich das Milchaufkommen in Deutschland auf hohem Niveau. Ein saisonaler Anstieg der Anlieferungsmengen, der üblicherweise zu dieser Zeit zu beobachten ist, fand jedoch bislang nicht statt.   Mehr

Deutschland | Schweine | Erzeugerpreise

Schlachtschweinepreis sinkt deutlich

07.03.2018 (AMI) – Das zur Verfügung stehende Angebot fällt aktuell umfangreicher aus als zuvor. Zusätzlich hatte sich der Preisdruck durch Hauspreise von Seiten eines führenden Schlachtunternehmens bereits in der vergangenen Woche im Handel mit Schlachtschweinen stark erhöht. Andere Schlachtunternehmen reagierten mit gekürzten Stückzahlen bei der Abnahme.   Mehr

Welt | Milch & Milchprodukte | Markttrends

Wende am Milchmarkt – Was kann die Preise stabilisieren?

06.03.2018 (AM) – Das AMI Markt Seminar Milchwirtschaft beschäftigte sich am 6. März 2018 mit der aktuellen Situation und den Perspektiven am Milchmarkt. Dabei analysierten die AMI Marktexperten in ihren Vorträgen die Rohstoff- und Produktmärkte für konventionell und biologisch erzeugte Milch. Darüber hinaus wurde über die neuesten Trends bei der Verbrauchernachfrage berichtet.   Mehr

Europa | Ölsaaten | Handel

Brüssel erwartet große Ölsaatenernte 2018

06.03.2018 (AMI) – In ihrer Schätzung sieht die EU-Kommission der Ölsaatenerzeugung 2018 sehr positiv entgegen und erwartet für Raps, Sojabohnen und Sonnenblumenkerne überdurchschnittliche Ernteergebnisse.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Erzeugerpreise

Milcherzeugerpreise zum Jahresbeginn deutlich abgeschwächt

02.03.2018 (AMI) – Die Milchviehbetriebe in Deutschland haben im Januar zumeist einen deutlich geringeren Auszahlungspreis auf der Milchgeldabrechnung stehen als noch im Dezember vergangenen Jahres. Die Einbußen kamen durch die Preisrückgänge an den Produktmärkten zustande, die sich zeitverzögert nun auch auf der Erzeugerebene durchgesetzt haben.   Mehr

Deutschland | Ölsaaten | Außenhandel

Erneut rückläufiger Außenhandel mit Ölsaaten und -schroten

01.03.2018 (AMI) – Die Außenhandelsdynamik Deutschlands mit Ölsaaten und-schroten hat sich 2017 schwächer entwickelt als noch im Vorjahr. Dabei gab es bei den Einfuhren kaum Veränderungen, ganz deutlich indes bei den Ausfuhren.   Mehr

Deutschland | Brotgetreide | Marktversorgung

Später Winter sorgt für Gesprächsstoff

01.03.2018 (AMI) – Die Kältewelle in Europa hat die Marktteilnehmer wachgerüttelt: zum einen wird alterntige Ware wieder mehr besprochen, zum anderen wächst die Skepsis hinsichtlich der kommenden Ernte und sogar die Preise steigen.   Mehr

Deutschland | Käse | Nachfrage

Lebhafte Käsenachfrage bei steigenden Preisen

01.03.2018 (AMI) – Die Nachfrage nach Schnittkäse verlief Ende Februar im In- und Ausland anhaltend rege. Die Bestände in den Reifelagern entwickelten sich rückläufig. Das Angebot fiel dadurch nur knapp ausreichend aus, wodurch die Hersteller höhere Preisforderungen durchsetzen konnten.   Mehr

Deutschland | Schweine | Erzeugerpreise

Schlachtschweinepreis knapp über Vorjahreslinie

28.02.2018 (AMI) – Das Angebot an Schlachtschweinen ist, auch wenn führende Schlachtereien Reduzierungen ihrer Schlachtungen angekündigt haben, keinesfalls zu reichlich. Zu Wochenanfang sind bei etlichen Vermarktern noch Lücken in den Auftragsbüchern.   Mehr