Deutschland | Kartoffeln | Marktversorgung

Speisekartoffelmarkt am Scheideweg

11.08.2022 (AMI) – Ab dieser Woche werden Kartoffeln für den Frischmarkt vom Handel nicht mehr als Speisefrühkartoffeln ausgezeichnet, sondern als Speisekartoffeln. Damit endet die Frühkartoffelsaison. Zeit für ein Resümee und einen Ausblick.

Die Vermarktung von Speisefrühkartoffeln stellte die Landwirte in Deutschland 2022 vor einige Herausforderungen. Betriebswirtschaftlich fing das bei explodierenden Preisen für Betriebsmittel an und setzte sich im Juni und Juli durch großen Aufwand für Bewässerung sowie Vorberegnung zur Ernte fort. Hohe Produktionskosten mussten durch höhere Preise beim Verkauf aufgefangen werden. Allerdings konnte meistens nicht so viel erlöst werden wie im Vorjahr. Fast noch problematischer war, dass die Vermarktungstermine nicht passten, weil die Verbraucher wenig Frühkartoffeln kauften und der Handel lange Zeit große Mengen von Importkartoffeln einsetzte, die er von April bis Anfang Juni nicht verkaufen konnte. Dadurch wurden teuer produzierte Frühkartoffeln zu späteren Terminen und niedrigeren Preisen als erwartet verkauft. Die größten Probleme hatten die Regionen mit umfangreichem Versandhandel, also die Pfalz und der Raum Burgdorf in Niedersachsen. Neben den Importen trug auch eine dichte Abfolge der Erntetermine aller Reifegruppen und Regionen dazu bei, dass die Frühgebiete einen wenig aufnahmebereiten Markt vorfanden. So sind auch nach der Frühkartoffelkampagne immer noch frühe Sorten im Angebot, die eigentlich geräumt sein sollten.

In nächster Zeit wird der von Dürre und Hitze geprägte Vegetationsverlauf der Haupternte wahrscheinlich den Markt umkrempeln. Es zeichnen sich unterdurchschnittliche Erträge ab und Erzeuger gehen bereits davon aus, dass sie ihre Winterläger nicht voll bekommen. Abgabedruck aus der Haupternte wird es dadurch eher nicht geben, wenngleich Qualitätsprobleme durchaus für die frühe Abgabe einiger Ladungen sprechen werden. Der Markt kommt zu vergleichsweise hohen Preisen in ein neues Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage. Hohe Preise sind aber nicht nur für die Kostendeckung bei den Landwirten nötig, sondern sie müssen auch verhindern, dass nicht zu viele Kartoffeln ins Ausland abwandern. Trocken war es schließlich auch in Polen, Tschechien, Österreich und auf dem Balkan. Überall interessiert man sich bereits für Kartoffeln aus Deutschland. Alternativ werden die genannten Länder auch umfangreich aus Frankreich bedient. Dort haben Hitze und Dürre aber noch viel größere Schäden bei Frühjahrsfeldfrüchten und auch Kartoffeln verursacht. Wenn nicht zu viel Ware abfließen wird, reicht auch die 2022er Ernte aus, um den Bedarf an Speisekartoffeln bis weit ins Frühjahr 2023 zu decken. Wer Importfrühkartoffeln für 2023 plant, muss dann aufpassen, nicht wieder falsche Signale an die Lieferanten im südöstlichen Mittelmeerraum zu senden. Das hat die vergangene Frühkartoffelsaison schon beeinträchtigt, denn Ägypter und Israeli hatten zu viele Frühkartoffeln für den Export nach Europa angebaut.

Es stehen dem Kartoffelmarkt spannende Woche bevor, bis mit dem Ende der Einlagerung Gewissheit über Preise und Versorgungslage der Saison 2022/23 besteht. Die Agrarmarkt Informations GmbH beobachtet die Entwicklungen genau und informiert ihre Kunden aktuell und umfassend mit den Diensten Markt Woche Kartoffeln und Markt aktuell Kartoffeln.




Beitrag von Christoph Hambloch
Marktexperte Kartoffeln

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Welt | Pflanzenöle | Preise

Pflanzenölpreise auf Talfahrt, US-Politik könnte Trend verstärken

30.05.2017 (AMI) – Das Überangebot an Palm- und Sojaöl hat zu einem Preisverfall bei Pflanzenölen geführt und auch die Rapspreise in der EU-28 unter Druck gesetzt. Angefeuert wird diese Entwicklung durch umweltpolitische Entscheidung in den USA. Mögliche Schutzzölle und unklare Vorgaben zum künftigen Biodieseleinsatz sorgen für Unsicherheit.   Mehr

Deutschland | Zucker | Angebot

Entfesselte Zuckerproduktion

29.05.2017 (AMI) – Mit dem Ende von Zuckerquote und Mindestpreis positionieren sich die Zuckerfabriken in West- und Mitteleuropa. Mit hoher Kapazitätsauslastung versuchen alle, im Wettbewerb am Binnen- und auch am Weltmarkt noch stärker Fuß zu fassen als bisher.   Mehr

Deutschland | Kartoffeln | Angebot

Kartoffelanbau in Deutschland kräftig ausgedehnt

29.05.2017 (AMI) – Anbauplus ist grundsätzlich plausibel. Entscheidend werden am Ende die Erträge sein, die langfristig betrachtet stetig steigen.   Mehr

Deutschland | Kartoffeln | Marktprognose

Kehrtwende am Speisefrühkartoffelmarkt

29.05.2017 (AMI) – Angebot und Nachfrage nach Speisefrühkartoffeln waren bis zum Beginn der dritten Maidekade auf einem auskömmlichen Preisniveau im Gleichgewicht. Dann folgte ein Kurswechsel, der noch von Importeuren eingeläutet wurde. Nun naht die Kampagne in Deutschland.   Mehr

Deutschland | Schweine | Erzeugerpreise

Schlachtschweinepreis stabil auf 1,80 EUR/kg

25.05.2017 (AMI) – Das Angebot an schlachtreifen Schweinen ist auch in der laufenden Berichtswoche alles andere als umfangreich. Zugleich ist die Nachfrage von Seiten der Schlachtindustrie durchweg ordentlich, aufgrund des Wegfalls eines Schlachttages sind aber kaum größere Engpässe zu erwarten.   Mehr

Deutschland | Milchdauerwaren | Preise

Preise für Milchpulver tendieren fester

24.05.2017 (AMI) – Am Markt für Magermilchpulver hat sich in der zweiten Maihälfte die Preiserholung fortgesetzt.   Mehr

Deutschland | Brotgetreide | Marktversorgung

Kaum noch Geschäfte mit alterntigem Getreide

24.05.2017 (AMI) – Die Ernte 2016 ist nahezu komplett verkauft. Restpartien an Brotweizen gehen vor allem als Futter weg, da die Preise attraktiver sind als im Exportgeschäft. Mühlen sind gut versorgt und ordern kaum. Trockenheit bereitet im Norden und Westen Sorgen.   Mehr

Welt | Öle | Export

Rege Exporte stützen Palmölkurse

24.05.2017 (AMI) – Obgleich die Palmölproduktion steigt, befestigen sich die Palmölkurse, denn der Export nimmt Fahrt auf.   Mehr

Deutschland | Frische Lebensmittel | Verbraucherpreise

Lebensmittelpreise steigen weiter

24.05.2017 Der Preisabstand zum Vorjahr ist im Mai weiter gestiegen. Basierend auf den ersten drei Maiwochen kosten frische Lebensmittel dem AMI-Frischeindex zufolge 6,2 % mehr als das Jahr zuvor. Nicht nur die aktuellen Preisänderungen in der Warengruppe Milch und Milchprodukte führten zu dieser Entwicklung, sondern auch die Anpassungen aus dem vergangenen Jahr.   Mehr

Welt | Rohmilch | Export

Exportangebot wieder auf Wachstumskurs

23.05.2017 (AMI) – Am globalen Milchmarkt hat das Angebot Anfang 2017 wieder zugenommen. Zuvor bestimmten bei den wichtigen Exporteuren seit der Mitte des Vorjahres rückläufige Mengenentwicklungen den Marktverlauf. Auch in den übrigen bedeutenden Erzeugungsregionen waren zum Jahresbeginn vermehrt steigende Tendenzen zu verzeichnen.   Mehr