Europa | Getreide | Marktprognose

Exporte der Ukraine lasten auf Weizen- und Maispreisen

12.02.2024 (AMI) – Seit Ende 2023 laufen die Getreideexporte der Ukraine recht problemlos. Dadurch könnten 2023/24 noch mehr Weizen und Mais exportiert werden als bislang erwartet. Viel Ware geht vor allem in die EU und nach Nordafrika. Das setzt die Weizen- und Maispreise zusätzlich unter Druck.

Die ukrainischen Getreideexporte haben seit Ende 2023 an Fahrt aufgenommen. Die Mengen sind so hoch wie seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 nicht mehr. Nach dem Auslaufen der Getreideinitiative im Juli 2023 hat die Ukraine alternative Exportrouten eingerichtet. Seit Ende 2023 die wichtigsten Häfen der Ukraine – Chronomorsk, Odessa und Pivdennyi - am Schwarzen Meer wieder in Betrieb sind. Von hier fahren die Schiffe dann durch einen Korridor entlang der westlichen Schwarzmeerküste. Dadurch landet Weizen und Mais wieder in Größenordnungen auf dem Weltmarkt. Auch sind kleinere Häfen an der Donau und der Landweg über Osteuropa in Betrieb.

Nun hat die Landwirtschaftsabteilung an der US-Botschaft in der Ukraine (FAS Kiew) zum Monatswechsel eine neue Prognose zur heimischen Getreideproduktion und -export abgegeben. Demnach dürfte die Erzeugung aller Getreidearten höher als im Vorjahr ausfallen und auch der Blick auf die Exporte ist optimistisch. Die Schätzung von FAS Kiew basiert auf offiziellen Angaben des Landwirtschaftsministeriums in der Ukraine und eigenen Erhebungen. Demnach dürften in der Saison 2023/24 rund 30,5 Mio. t Mais eingefahren werden. Das wären gut 16 % mehr als in der Vorsaison. Die gesamte Maisernte dürfte demnach fast vollständig exportiert werden, da auch die hohen Bestände abgebaut werden. Beim Weizen dürfte die Erzeugung um knapp 5 % auf 23,1 Mio. t gesteigert werden. Hier sind mit fast 18 Mio. t rund drei Viertel der Ernte für die Ausfuhr vorgesehen. Auch hier geht man davon aus, dass es zu einem erheblichen Abbau der Bestände kommt. FAS Kiew geht erwartet, dass die Getreideexporte der Ukraine im Optimalfall monatlich wieder an die Mengen vor Kriegsbeginn anknüpfen können. Damals exportierte die Ukraine bis zu 6 Mio. t Mais und Weizen pro Monat. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium hat in seiner Februarschätzung (USDA) seine Prognose zu den Weizen- und Maisexporten bereits nach oben angepasst. Allerdings bleibt das USDA noch unter der Schätzung von FAS Kiew. Wenn die Exporte der Ukraine in den kommenden Wochen weiter brummen, dürfte das USDA seine Zahlen wohl nach und nach anpassen.

Die Ukraine ist einer der wichtigsten Getreideproduzenten und -exporteure weltweit. Für die EU und Deutschland ist dies von Interesse, da preisgünstiges ukrainisches Getreide vermehrt auf dem EU-Markt landet. So sind in dieser Saison nach Angaben der EU-Kommission bis Ende Januar deutlich mehr Weizen (+8 %) von der EU importiert worden und die Ukraine ist mit Abstand der größte Lieferant. Von den rund 5,6 Mio. t an Weizenimporten kamen fast 68 % aus der Ukraine. Dies drückte auf die Preise. Daraufhin haben polnische Landwirte in der Vergangenheit teilweise die Grenzübergänge zwischen Polen und der Ukraine blockiert. Gegen den Preisdruck beginnen jetzt auch Landwirte anderer Länder wie in Frankreich mobil zu machen, während in Deutschland der Agrardiesel und andere Themen im Fokus stehen.

Die umfangreichen ukrainische Lieferungen am Weltmarkt schmälern auch die Exportchancen von EU-Ware auf dem Weltmarkt. Zuletzt kam EU-Weizen nicht auf den nordafrikanischen Absatzmärkten zum Zuge, da hier verstärkt Weizen aus der Schwarzmeerregion angeboten wurde. Auch Russland hat in dieser Saison eine gute Ernte eingefahren und drängt insbesondere mit umfangreichen Weizenexporten auf den Markt. Normalerweise wird Getreide aus Russland und der Ukraine über den Suezkanal nach Ostafrika und Asien exportiert. Das hat sich durch die jüngsten Angriffe der Houthi-Rebellen auf den Schiffsverkehr im Roten Meer erschwert. Dadurch drängt jetzt mehr Ware nach Nordafrika. Nordafrika ist traditionell ein wichtiger Markt für EU-Herkünfte.

Vom Export wird es absehbar wenig Unterstützung für die Preise von Weizen und Mais in der EU geben. Dabei stehen diese bereits seit Wochen unter Druck. Bei reichlichem Angebot ist die Nachfrage in Europa und auf dem Weltmarkt schwach. Gleichzeitig sind die Lager in der EU noch recht gefüllt und die Zeit zur Vermarktung wird immer knapper, bis die neue Ernte anläuft.

Wie geht es weiter am Maismarkt? Ist die Talsohle bald erreicht? Was sind die treibenden Kräfte und wie wirken sie sich im Jahr 2024 aus? Am 15. März 2024 werden die AMI-Marktexperten Svenja Herrmann und Eike Wagner die aktuelle Situation am Maismarkt analysieren und einen Ausblick auf die kommende Entwicklung geben. Nutzen Sie die Chance und melden Sie sich noch heute für unser AMI Web-Seminar „Mais en Masse - wie geht die Saison weiter“ an.

Beitrag von Leif Erik Rehder
Bereichsleiter Pflanzenbau
Druckversion als PDF öffnen

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

Rohstoffindex erneut schwächer

29.09.2023 (AMI) – Der Index für deutsche Agrarrohstoffe gab im September 2023 erneut nach und erreichte 168,9 Punkte. Das entspricht einem Minus von 1,5 % gegenüber Vormonat. Besonders die Erzeugerpreise für Getreide sowie Schlachtschweine tendierten schwächer.   Mehr

Europa | Getreide | Kursentwicklung für Weizen und Mais

Paris: Getreidekurse übertreffen Vorwochenniveau

28.09.2023 (AMI) – Die Situation am Schwarzen Meer zeigt Kurswirkung. Die Verunsicherung über die ukrainischen Exporte über den Seeweg treibt die Kurse.   Mehr

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Export

Deutsche Käseexporte auf Wachstumskurs

28.09.2023 (AMI) – In den ersten sieben Monaten von 2023 hat sich der deutsche Außenhandel mit Milchprodukten uneinheitlich entwickelt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die Importmengen nahezu produktübergreifend gesunken. Bei den Exporten waren die Entwicklungen gegenüber 2022 uneinheitlich, es überwogen jedoch steigende Tendenzen.   Mehr

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Angebot

Preise für Blockbutter angezogen

28.09.2023 (AMI) – Die Absätze von Formbutter haben sich gegenüber der Vorwoche belebt. Die Preise sind nach wie vor stabil geblieben. Der Markt für Blockbutter zeigte sich anhaltend ruhig. Aufgrund des knappen Angebots tendierten die Preise für Blockware fester.   Mehr

Deutschland | Rinder | Erzeugung

Deutsche Rinderschlachtungen stabil

27.09.2023 (AMI) – Die Anzahl der Schlachtungen von Rindern hat sich mit 1,68 Mio. geschlachteten Rindern in der Zeit von Januar bis Juli 2023 gegenüber dem Vorjahr kaum verändert.   Mehr

Deutschland | Schweine | Handel

Schlachtschweinepreis stabilisiert sich

27.09.2023 (AMI) – Nach dem Preisrückgang in der vergangenen Woche präsentiert sich der Schlachtschweinemarkt aktuell mehrheitlich ausgeglichen. Noch immer gibt es regional Überhänge, die inzwischen aber etwas kleiner ausfallen.   Mehr

Welt | Soja | Kursentwicklung für Soja und Raps

US-Sojaernte schreitet zügig voran

27.09.2023 (AMI) – Die Ernte in den US-Sojaanbaugebieten nimmt an Fahrt auf. Sorge bereitet die unterdurchschnittliche Bonitur der Felder.   Mehr

Deutschland | Frische Lebensmittel | Verbraucherpreise

Lebensmittelteuerungsrate schwächt sich weiter ab

26.09.2023 (AMI) – Den siebten Monat in Folge verzeichnet die Teuerungsrate frischer Lebensmittel ein niedrigeres Niveau als noch im Monat zuvor.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Erzeugung

Milchanlieferung und -verwertung auf einem hohen Niveau

22.09.2023 (AMI) – Das bundesweite Rohstoffaufkommen ist im Juli saisonbedingt weiter gesunken. Dennoch wurde das Vorjahresergebnis anhaltend übertroffen. Durch die Mehrmenge an Milch stieg auch die Produktion von Milcherzeugnissen im bisherigen Jahresverlauf an.   Mehr

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Tierbestand

Mehr Milchkühe geschlachtet

21.09.2023 (AMI) – Laut aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) stieg die Zahl der geschlachteten Kühe im Juli auf 76.209 Stück. Gegenüber dem Vorjahresmonat war dies ein Plus von 3,1 %.   Mehr