Deutschland | Kartoffeln | Marktprognose

Rekordsommer für Frühkartoffelerzeuger

03.07.2019 (AMI) – Eine knappe Vorjahresernte wurde von knapp ausreichenden Frühkartoffelimporten abgelöst. Nun rennen die Vermarkter den kaum rasch genug nachreifenden hiesige Frühkartoffeln hinterher. Die Preise bleiben sehr hoch. Den Verbraucher schreckt es kaum. Der Witterungsverlauf spielt derzeit schon wieder den Haussiers in die Karten.

Die Temperaturrekorde des Sommers 2019 hat Deutschland vielleicht schon gesehen, ein außergewöhnliches Preishoch bei Speisefrühkartoffeln hält aber noch an. Wetter und Marktlage stehen in enger Verbindung. Zunächst sorgte die durch Dürre verursachte Missernte im Vorjahr dafür, dass seit Monaten immer nur so gerade ausreichend Speise- bzw. Frühkartoffeln am Markt sind. Aktuell ist das Geschehen davon geprägt, dass die verschiedenen frühen Anbaugebiete in Deutschland nacheinander an den Markt kommen und weiterhin jeweils den Bedarf nur knapp decken können. Seit Mitte Juni ist es der Südwesten Deutschlands, der die früh auslaufende Importsaison ablöste und dabei einen gegenüber anderen Jahren großen Vermarktungsvorsprung erreichte. Er wird kommende Woche nach und nach den späteren Regionen Platz machen. Bayern oder Rheinländer versorgen sich dann vor allem selbst, Niedersachsen suchen auch etwas übergebietlichen Verkauf. Den finden sie im Norden und Osten wohl in größerem Umfang als sonst. Zumindest in Sachsen-Anhalt und Brandenburg, sowie angrenzenden Regionen herrscht extreme Dürre und nach der Hitze in der Vorwoche haben auch frühe Kartoffelbestände Schaden genommen.

Schon wieder Dürregefahr

Die Preise für Frühkartoffeln sind vergangene Woche etwas zurückgenommen worden. Allerdings hatten die Strategen in der Pfalz bereits die unverändert prekäre Versorgungslage im Blick und eine Notierung für 2 Wochen festgesetzt. Baissiers haben zwar gleich an nötige Korrekturen für das kommende Wochenende geglaubt, die müssten aber immer noch nicht sein, zumindest nicht umfangreich. Auf jeden Fall werden die Preise auf Rekordfahrt bleiben und sich nur langsam an das Niveau annähern, das üblicherweise im August gilt. Spätestens dann wird es aber extrem spannend und vielleicht auch turbulent. Davor ist aber noch das Wetter. Vor allem vom Nordwesten bis zum Osten Deutschlands herrscht extreme Dürre in tieferen Bodenschichten. Ohne regelmäßiges Nass von oben können die Kartoffeln dort keinen Ertrag bilden. Ohne Beregnung vertrocknen jetzt schon Kartoffeln beispielsweise in Sachsen-Anhalt. Regen ist in nennenswerten Mengen kurzfristig nicht in Sicht – extreme Hitze aber auch nicht mehr.

In Westeuropa sieht es besser aus

Die Kartoffeln im Osten Niedersachsens stehen bisher viel besser da als im Vorjahr. Unter der weit verbreiteten Beregnung können bei nun vorherrschenden moderaten Temperaturen sicherlich deutlich höhere Erträge heranwachsen als im Vorjahr. Damals war die Situation auch davon geprägt, dass von Nordfrankreich bis in den Norden der Niederlande ebenfalls massive Dürre herrschte. Der Juni 2019 brachte dort aber noch nennenswert Regen und so sehen die Kulturen ebenfalls derzeit recht gut aus. Außerdem wurden die Flächen fast überall um rund 5 % ausgeweitet. Ob das am Ende schon reicht, damit der Markt wieder in normale Bahnen kommt, bleibt abzuwarten. Neben der unbekannten „Wetter“ führen Haussiers das Argument der völlig leeren Produktläger, des immer weiter steigenden Bedarfs an Kartoffelprodukten und auch die Tatsache an, dass normalerweise im Juli noch viele Lagerkartoffeln verarbeitet werden können. Die gibt es aber kaum noch. Derzeit fließen alle Vertragsladungen, auch von Doppelnutzungssorten, ohne Abstriche in die Fabriken. Da bleibt für den Speisemarkt nichts übrig.

Der eher ungewöhnlichen Angebotssituation am Speisefrühkartoffelmarkt steht eine ziemlich preisunelastische Nachfrage gegenüber. Die litt zwar in der Vorwoche unter der Hitze, sie hat sich aber schon wieder normalisiert und der Mai hat gezeigt, dass sich die Verbraucher grundsätzlich durch höhere Preise nicht vom Kauf abschrecken lassen.

Der Kartoffelmarkt findet immer ein Gleichgewicht. Wie und auf welchem Preisniveau beobachten wir online im Markt Aktuell Kartoffeln oder im Informationsdienst Markt Woche Kartoffeln. Dort hat der Leser immer alle relevanten Einflussgrößen vor Augen und bekommt sie von der AMI bewertet.


Beitrag von Christoph Hambloch
Marktexperte Kartoffeln

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Schweine | Erzeugung

2019 erzielten Sauenhalter Gewinne

30.01.2020 (AMI) – Die gestiegenen Ferkelerlöse brachten den Ferkelerzeugern im Jahr 2019, besonders ab April fortlaufend Gewinne.   Mehr

Deutschland | Sauen | Tierbestand

Deutscher Sauenbestand weiter gesunken

30.01.2020 (AMI) – Nach einer längeren wirtschaftlich schwierigen Zeitspanne und immer höheren Anforderungen an Tierschutz und Haltung gaben 2019 etliche Betriebsleiter die Sauenhaltung auf.   Mehr

Welt | Soja | Preise

Chicago: US-Exportgeschäfte mit China stagnieren

29.01.2020 (AMI) – Obwohl das Reich der Mitte mit dem Teilabkommen zunehmende Käufe an US-Agrarprodukten zugesichert hat, bleiben Neugeschäfte bislang aus. Zusätzlich drücken hohe Ernteerwartungen in Brasilien und die Angst vor einer Pandemie.   Mehr

Deutschland | Schweine | Erzeugerpreise

Schlachtschweineangebot sinkt

29.01.2020 (AMI) – Auf dem Schlachtschweinemarkt stellt sich die Angebotslage knapper dar als zuvor. Die Überhänge aus den Vorwochen sind abgebaut und die Nachfrage wird als mittel bis stetig eingestuft.   Mehr

Welt | Getreide | Außenhandel

Schwarzmeerregionen auf den Spitzenplätzen

27.01.2020 (AMI) – Während Russland 2019/20 weltweit wichtigster Weizenexporteur ist, schlägt sich die Ukraine auf Platz zwei und punktet zusätzlich mit Mais, Gerste, Roggen und Sorghum.   Mehr

Deutschland | Grundfutter | Kassapreise

Angebot an Raufutter ausreichend

27.01.2020 (AMI) – Das Angebot an Heu und Stroh ist in der laufenden Saison deutlich größer und auch qualitativ besser ist als im Vorjahr. Die hohen Aufgelder gehören der Vergangenheit an.   Mehr

Deutschland | Brotgetreide | Marktversorgung

Marke von 200 EUR/t franko geknackt

23.01.2020 (AMI) – Exportgeschäft, überregionales Futterweizengeschäft und stetiges Kaufinteresse der Mühlen führen dazu, dass die festen Terminnotierungen am Kassamarkt wiederzufinden sind.   Mehr

Deutschland | Speisekartoffeln | Haushaltsnachfrage

Verbraucher kaufen immer weniger Kartoffeln

23.01.2020 (AMI) – Im Jahr 2019 sanken die Kartoffeleinkäufe der privaten Haushalte weiter. Sie gingen gegenüber dem Vorjahr um 4 % zurück. Dazu trug auch ein relativ schwacher Verkauf im Dezember bei. Vor allem das Geschäft zu Weihnachten blieb schwächer.   Mehr

Welt | Milch & Milchprodukte | Index

Preisindex für Milchprodukte zieht zum Jahresende an

23.01.2020 (AMI) – Zum Jahresausklang ist der FAO Food Price Index für Milchprodukte deutlich gestiegen. Damit hat sich die Befestigung der Preise vom November fortgesetzt, nachdem zuvor schwächere Tendenzen das Bild bestimmt hatten.   Mehr

Deutschland | Butter | Nachfrage

Buttermarkt sehr stabil, Blockware höher notiert

23.01.2020 (AMI) – Für Januar stellt sich der Handel mit Blockbutter vergleichsweise lebhaft dar. Abschlüsse kommen vor allem am Binnenmarkt auf festem Preisniveau zustande. Das Drittlandsgeschäft profitiert vom anziehenden Preisniveau am Weltmarkt.   Mehr