Deutschland | Schweine | Tierbestand

Weniger Sauen, mehr Mastschweine

19.07.2017 (AMI) – Laut Viehzählung ging die Zahl der Schweinehalter aufgrund des ungebremsten Strukturwandels zurück. Am stärksten ist dies in der Ferkelerzeugung der Fall. Gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt werden in Deutschland von deutlich weniger Betrieben gleichviel Schweine gehalten. So standen am Stichtag dem 3. Mai 2017 in 23.800 Betrieben 27,1 Mio. Borstentiere.

Innerhalb von 24 Monaten verringerte sich die Zahl der Halter um 8 %. Noch deutlicher war der Rückgang bei den Sauenhaltern mit einem Minus von 15 % oder 1.500 Züchter weniger. Anspruchsvolle Anforderungen an Umwelt- und Tierschutz, gekoppelt mit Planungsunsicherheit bewegten etliche Betriebe die Sauenhaltung aufzugeben. Während der Mastschweinebestand um rund 1 % ausgebaut wurde, ist die Zahl der Zuchtsauen gegenüber dem Mai des vergangenen Jahres um 1,1 % gesunken.

Insgesamt werden die Schweine in Deutschland in immer größeren Beständen gehalten. Drei Viertel aller Schweine stehen in Betrieben mit mehr als 1.000 Tieren. Knapp ein Fünftel des Schweinebestandes wird bereits in Betrieben über 5.000 Stück gehalten.

Sauenhaltung bald nur noch für Profis?

Mit leichter Unterbrechung des langfristig rückläufigen Trends der Zuchttiere in Deutschland hat sich die seit dem Jahr 2007 anhaltende Entwicklung der schrumpfenden Sauenherde im aktuellen Jahr wieder fortgesetzt.

Mit rund 1,9 Mio. Tieren wurden im Mai 2017 bundesweit 1,1 % bzw. 22.000 Mutterschweine weniger gezählt als zum Vorjahreszeitpunkt. Der Strukturwandel in der Sauenhaltung ist aufgrund der langen Zeit der erschwerten Wirtschaftlichkeit von allen Tierarten im Vergleich am Stärksten ausgeprägt. Innerhalb eines Jahres gab es 600 Sauenhalter weniger (-6,7 %). Nachdem Anfang 2013 erweiterte Tierschutz-Anforderungen an die Haltung von Sauen in Kraft traten, wurde diese Phase genutzt, um in Investitionen auch die Kapazitäten zu erweitern. Nunmehr ist allerdings der seit Langem zu beobachtende Trend reduzierter Sauenbestände wieder in Kraft. Da die Sauen immer fruchtbarer und leistungsfähiger werden, sind trotz weniger Sauen nicht weniger Ferkel und Mastschweine zu erwarten. Die jüngsten Entwicklungen in den Bundesländern gehen meist in die Richtung, dass immer weniger Sauen gehalten werden.

Mehr Ferkel pro Sau

Eine deutliche Verbesserung der biologischen Leistungen in der Sauenhaltung in Deutschland war bei den Auswertungen für das Wirtschaftsjahr 2015/2016 zu beobachten. Zum einen konnte durch den Einsatz sehr fruchtbarer Genetik seit einigen Jahren die Wurfleistung der Sauen angehoben werden. Zum anderen haben im Rahmen des starken Strukturwandels tendenziell eher Betriebe mit unterdurchschnittlichen Leistungen die Sauenhaltung aufgegeben.

Nach Angaben des Zentralverbandes der Deutschen Schweineproduktion e.V. (ZDS) lag das Leistungsniveau im Wirtschaftsjahr 2015/2016 in Deutschland bei 29,2 abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr. Das ist eine Steigerung von fast 2,5 % innerhalb von einem Jahr. Bei der längerfristigen Betrachtung hat sich die biologische Leistung der Sauen in Deutschland um gut ein Drittel innerhalb von 10 Jahren erhöht. Die Grundlage dieser Daten sind Sauenplanerauswertungen von 731 Betrieben aus Deutschland. Die teilnehmenden Betriebe sind tendenziell eher im oberen Leistungsbereich einzuordnen.

Interessieren Sie sich auch für die aktuelle Marktlage und weitere Details auf dem deutschen und europäischen Schlachtschweinemarkt? Informationen finden Sie in unseren Markt aktuell Vieh und Fleisch.

Beitrag von Matthias Kohlmüller
Marktexperte Fleisch- und Geflügelwirtschaft

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Welt | Getreide | Erzeugung

Vielversprechender Start für US-Gerste

21.06.2018 (AMI) – Gerstenerzeuger in den USA freuen sich über einen äußerst positiven Saisonstart mit Vegetationsbedingungen, die hohe Gerstenerträge versprechen.   Mehr

Europa | Rohmilch | Anlieferung

Anstieg der EU-Milchanlieferung weiter gedämpft

21.06.2018 (AMI) – Die Milchanlieferung in der EU hat sich in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres oberhalb des Niveaus von 2017 bewegt. Dabei sind die Zuwächse gegenüber dem Vorjahr im März witterungsbedingt spürbar zurückgegangen. Im April lag das Milchaufkommen in der Summe ebenfalls nur leicht oberhalb der Vorjahreslinie.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Anlieferung

Rohstoffaufkommen deutlich reduziert

21.06.2018 (AMI) – Nach dem Überschreiten des Saisonhochs im Mai war der Rückgang des Rohstoffanfalls in den deutschen Molkereien zunächst ungewöhnlich stark ausgeprägt. Die trockene und heiße Witterung, die über den Monatswechsel zum Juni regional vorgeherrscht hat, dürfte dabei die saisonale Verringerung der Anlieferungsmengen verstärkt haben.   Mehr

Deutschland | Soja | Terminkontrakte

Importzölle auf US-Soja schicken Kurse auf Talfahrt

20.06.2018 (AMI) – Die chinesische Regierung hat auf die Einführung von US-Importzöllen ihrerseits mit hohen Zollsätzen auf US-Waren reagiert. Daraufhin fielen die US-Sojakurse zwischenzeitlich auf ein 9,5-Jahrestief. Günstige US-Vegetationsbedingungen belasten zusätzlich.   Mehr

Deutschland | Schweine | Erzeugerpreise

Schlachtschweinepreis trotz teils geringen Angebot stabil

20.06.2018 (AMI) – Die enttäuschenden Geschäfte im Fleischhandel wirken sich weiter auf den Handel mit Schlachtschweinen aus. Trotz eines zumindest regional etwas geringeren Angebotes an Schweinen gibt es keine Preisbewegungen.   Mehr

Deutschland | Futtermittel | Nachfrage

Preisauftrieb verlangsamt

19.06.2018 (AMI) – Seit dem die Ölschrotpreise den Weg nach unten angetreten haben, verlangsamt sich auch der Preisanstieg für Mischfutter, aber noch ist Getreide teuer.   Mehr

Welt | Schweine | Außenhandel

Branchenexperten befürchten eine Eskalation des Streits

15.06.2018 (AMI) – Vorweg gesagt gibt es bei Handelskriegen so gut wie nie Gewinner, meist nur Verlierer. In den USA dürften es die Trump-Wähler sein, die ihr Wahlverhalten überdenken werden, wenn die Coca-Cola und das Bier in der Dose teurer wird sowie die US-Farmer, wenn die Erlöse für Agrarprodukte in den Keller sinken.   Mehr

Deutschland | Kraftstoffe | Export

EU-Sonnenblumenerträge deutlich unter Vorjahreslinie erwartet

14.06.2018 (AMI) – Trotz konstanter Anbaufläche in der EU-28 rechnet die EU-Kommission mit einem kräftigen Rückgang der Erzeugung von Sonnenblumenkernen. Besonders in Rumänien und Frankreich könnten die Erträge enttäuschen.   Mehr

Deutschland | Industriegetreide | Ernte

Etwas mehr Braugerste kultiviert

14.06.2018 (AMI) – Von der immensen Anbauausdehnung der Sommergerste entfällt auf die Braugerste nur ein Bruchteil.   Mehr

Deutschland | Käse | Preise

Wettbewerb um Fett treibt Preise für Schnittkäse

14.06.2018 (AMI) – Der Käsemarkt war Mitte Juni weiterhin von festen Preistendenzen gekennzeichnet. Dazu haben die anhaltend regen Abrufe und das teils knapp ausreichende Angebot beigetragen. Im Zuge dessen tendieren die Preise für Schnittkäse anhaltend fester.   Mehr