Deutschland | Schweine | Erzeugung

Deutlich weniger Schweinefleisch erzeugt

22.12.2022 AMI) – Im Jahr 2022 kam es zu einem regelrechten Einbruch der Schweinebestände in Deutschland. Die Zählungen im Sommer ergaben einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 9,6 %. Entsprechend wurde zuletzt auch deutlich weniger Schweinefleisch erzeugt.


Bis einschließlich Oktober kamen rund 39,1 Mio. Schweine an den Haken. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Rückgang um fast 4 Mio. Tiere oder gut 9 %. Laut aktueller Prognosen dürften über das Jahr gesehen in Deutschland noch rund 47 Mio. Schweine geschlachtet werden, was gegenüber 2021 einem Rückgang um 9,5 % entspräche. Die erzeugte Fleischmenge nahm zugleich sogar noch etwas deutlicher ab, da die Tiere über weite Strecken etwas leichter zur Schlachtung kamen als im Vorjahr.

Schwierige Vermarktung von Schweinefleisch

Neben der rückläufigen Erzeugung schrumpft auch der Verzehr von Schweinefleisch seit Jahren. Geschätzt wird für 2022 ein Pro-Kopf-Verzehr von rund 29,2 kg. Damit hätte sich der Konsum in Deutschland innerhalb von 10 Jahren um 24 % verringert. Seit dem Auftreten der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland stockt zudem der Handel außerhalb der EU. Zwar gab es 2022 immer wieder Gespräche oder Vereinbarungen mit verschiedenen Ländern, der Export von Schweinefleisch nach China ist aber nach wie vor verboten. Damit fehlt der Bundesrepublik Zugang zu einem der wichtigsten globalen Märkte. Das bereitet insbesondere bei Nebenprodukten wie Ohren, Pfoten oder Schwänzen Schwierigkeiten. Insgesamt schrumpft der Export 2022 um fast 12 %.

Rekordpreise reichen kaum für die Kosten

Das kleine Angebot an Schlachtschweinen machte sich am Preis bemerkbar. Nachdem dieser Anfang 2022 im Keller war, kam es im Frühjahr zu einem Rekordanstieg. Während der Sommermonate lag der Preis in der Spitze über 2,10 EUR/kg. Entsprechend erzielten die Erzeuger im Jahresmittel deutlich höhere Erlöse als in den Vorjahren, für Schweine der Handelsklasse E dürften durchschnittlich 1,84 EUR/kg erlöst worden sein. Aufgrund der ebenfalls sehr deutlich gestiegenen Kosten für Futtermittel und Energie war kostendeckendes Arbeiten dennoch über weite Strecken des Jahres kaum möglich.


Weitere Produktionsrückgänge erwartet

Mit dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest, der Corona-Pandemie und dem Angriff Russlands auf die Ukraine stand und steht der Schweinemarkt vor einer Vielzahl von Herausforderungen. Dabei dürfte sich der Einbruch der Bestände 2023 stärker bemerkbar machen. Das Angebot wird auch weiterhin klein sein und den Mästern Preise ermöglichen, die vermutlich sogar über dem Niveau von 2022 liegen. Zugleich wird der Markt weiter schrumpfen. Die wirtschaftliche Lage bleibt angespannt, immer mehr Erzeuger können oder wollen das finanzielle Risiko nicht mehr eingehen. Tendenziell dürften die Bestände etwas langsamer schrumpfen als zuletzt, dennoch sind deutliche Rückgänge zu erwarten. Gleiches gilt für den Verbrauch, der 2022 überproportional stark zurückging. Daran wird sich mittelfristig nichts ändern, aber zumindest normalisiert sich der Markt, trotz Corona, langsam wieder. Unklar ist noch, wie sich die finanziell angespannte Lage der Verbraucher auswirkt. Einerseits wird an Lebensmitteln gerne gespart, andererseits ist Schweinefleisch noch vergleichsweise günstig.


Interessieren Sie sich für Prognosen zu den deutschen, europäischen oder globalen Schweinemärkten? Oder wollen Sie mehr über die aktuellen Entwicklungen an den Schlachtrindermärkten wissen? Dann werfen Sie einen Blick aufn unserem Online-Dienst Markt aktuell Fleischwirtschaft PLUS.

Beitrag von Dr. Tim Koch
Marktexperte Fleisch- und Geflügelwirtschaft
Druckversion als PDF öffnen

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Agrarrohstoffe | Erzeugerpreise

AMI Rohstoff-Index: Nur eine sommerliche Verschnaufpause?

31.07.2017 (AMI) – Nach einem starken Auftakt in der ersten Jahreshälfte hat das Preisbarometer für deutsche Agrarrohstoffe einen Zwischenstopp eingelegt. Von Januar bis Juni hatte es mit 7 % das größte Plus seit mehreren Jahren gegeben. Im Juli konnte der AMI-Index jedoch nur leicht um 0,2 auf 135,5 Punkte zulegen. Was waren die Gründe für die geringe Zunahme?   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Erzeugerpreise

Milcherzeuger können weiter aufatmen

28.07.2017 (AMI) – Die Erzeugerpreise für konventionell erzeugte Milch haben im Juni nochmals zugelegt und lagen damit deutlich über den Auszahlungspreisen des Vorjahresmonats. Der Zuwachs ist vor allem auf das anhaltend hohe Preisniveau am Fettmarkt zurückzuführen, was die für die Milcherzeuger positive Entwicklung beflügelte.   Mehr

Deutschland | Futtergetreide | Ernte

Großhandelspreise für Futtergetreide tendieren uneinheitlich

27.07.2017 (AMI) – Die Aktivitäten am Markt für Futtergetreide sind sehr verhalten. Die laufende Ernte verzögert sich durch die nasse Witterung, das sorgt für Unsicherheit und abwartende Haltung.   Mehr

Deutschland | Frische Lebensmittel | Verbraucherpreise

Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln hält an

27.07.2017 (AMI) – Die Verbraucher in Deutschland müssen im Juli 2017 deutlich mehr für Nahrungsmittel zahlen als vor einem Jahr. Kräftig gestiegene Preise für Milch und Molkereiprodukte sind dafür verantwortlich. Schweinefleisch ist derzeit ebenfalls teurer als im Juli 2016. An anderer Stelle können die Verbraucher jedoch sparen.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Anlieferung

Milchanlieferung in Deutschland saisonal rückläufig

27.07.2017 (AMI) – In Deutschland ist das Rohstoffaufkommen in der zweiten Juniwoche erneut zurückgegangen, nachdem der Abwärtstrend in der Woche zuvor kurzfristig pausierte und die Milchanlieferung stabil geblieben ist.   Mehr

Deutschland | Schweine | Erzeugerpreise

Schlachtschweinepreis stabil bei 1,70 EUR/kg SG

26.07.2017 (AMI) – Auch wenn der stockende Fleischmarkt weiterhin auch den Handel mit Schlachtschweinen belastet, lassen sich die fortgesetzt überschaubaren Mengen doch zumeist zügig vermarkten.   Mehr

Deutschland | Öle | Großhandelspreise

Rapsölpreise brechen ein

26.07.2017 (AMI) – Die Rapsölforderungen wurden durch die geringe Nachfrage und schwächeren Rohstoffkurse belastet. Der feste Eurokurs setzt Importöle zusätzlich unter Preisdruck.   Mehr

Deutschland | Raps | Angebot

Fehlstart der deutschen Rapsernte

24.07.2017 (AMI) – Die Rapsernte hat begonnen, wurde allerdings frühzeitig durch Regenfälle unterbrochen, sodass umgehend Aufgelder für prompte Ware durchgesetzt werden konnten. Aber das Kaufinteresse erlahmte schnell und auch die Erzeuger sind momentan nicht drängend am Verkauf interessiert.   Mehr

Deutschland | Schrote | Marktversorgung

USA führt!

21.07.2017 (AMI) – Die Sojaschrotpreise folgen den schwächeren Terminkursen in Chicago und bremsen das Kaufinteresse. Besseres Wetter in den USA hebt die Aussicht auf eine größere Sojaernte. Mischfutterhersteller zeigen kaum Interesse an Rapsschrot.   Mehr

Deutschland | Brotgetreide | Ernte

Überraschend gute Ergebnisse in Frankreich

20.07.2017 (AMI) – Die Getreideernte rückt immer weiter in den Norden und die verfügbare Menge wächst, aber die Verarbeiter zeigen sich teils noch zurückhaltend. Mit den nun positiveren Aussichten, wollen sie verlässlichere Ernteergebnisse sehen, bevor sie handeln.   Mehr