Welt | Milch & Milchprodukte | Handel

Zahlen und Fakten zum Milchmarkt

06.04.2020 (AMI) – Im Jahr 2019 rückten die Verwertungen der Milch wieder näher zusammen. Die Preisextreme der Vorjahre relativierten sich. Bei moderatem Milchaufkommen und belebter Exportnachfrage stellte sich auch in preislicher Hinsicht wieder die gewohnte Normalität ein. Wie geht es 2020 weiter? Wie verändert das Coronavirus den Milchmarkt? Kann europäische Ware ihre Erfolgsgeschichte am Weltmarkt fortsetzen? Kommt zum Jahresende der Brexit-Bumerang? Die neue AMI Markt Bilanz Milch 2020 liefert hierzu ausführliche Zahlen und Fakten.

Der Milchmarkt ist vielversprechend ins neue Jahr gestartet. An den Produktmärkten kam es im Verlauf des Januars bei Industrieware überwiegend zu einer Belebung des Geschäftsverlaufes. Bei Milchpulver legten dadurch, bei gleichzeitig begrenztem Angebot, die Preise weiter zu. Hier verliefen die Anfragen über den Jahreswechsel ungewöhnlich rege, vor allem aus Drittländern. Auch bei Schnittkäse, Blockbutter und Molkenpulver waren die Marktverläufe im Januar lebhafter als sonst zu dieser Jahreszeit üblich und es zeigten sich festere Tendenzen. Die Abrufe von abgepackter Butter und Milchfrischerzeugnissen verliefen hingegen saisonal üblich in gedämpftem Umfang und kontraktbedingt auf unverändertem Preisniveau. Vor diesem Hintergrund waren auch die Erwartungen an die Entwicklungen der Erzeugerpreise Anfang 2020 weiter tendenziell nach oben gerichtet.

Coronavirus dämpft die Erwartungen

Mit dem Ausbruch des Coronavirus in China zu Jahresbeginn, und im weiteren Verlauf auch in den meisten anderen Regionen der Welt, haben sich die Erwartungen an die Marktentwicklung jedoch spürbar eingetrübt. Recht schnell waren die psychologischen Einflussfaktoren auf den Märkten für Milch und Molkereiprodukte stärker als die tatsächlichen Gegebenheiten bei Angebot und Nachfrage. Zudem kam es in Folge von knappen Containerkapazitäten und erhöhten Frachtkosten zu logistischen Problemen in der Lieferkette, vor allem im globalen Handel.

Die Preisanstiege an den Produktmärkten sind im Zuge dessen zum Stillstand gekommen, schnell folgten auch erste Rücknahmen. Davon waren vor allem exportorientierte Produkte wie Milch- und Molkenpulver, teils aber auch Butter und Schnittkäse betroffen. Andererseits sind, in Folge der Unsicherheiten und durch die von der Regierung beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus, die Absätze des Lebensmitteleinzelhandels an Milchprodukten sprunghaft gestiegen. Dabei zeigten sich deutliche Verschiebungen zwischen den Absatzkanälen. Da das öffentliche Leben in Deutschland weitgehend zum Stillstand gekommen ist, verlagerte sich der Konsum der Bevölkerung mehr und mehr in die eigenen vier Wände. Dies hatte einen erhöhten privaten Bedarf zur Folge.

Die mit der Ausnahmesituation einhergehenden Ängste der Bürger führten darüber hinaus zu umfangreichen Bevorratungskäufen von Milcherzeugnissen wie Konsummilch, Butter und Käse. Der Lebensmitteleinzelhandel orderte produktübergreifend hohe Mengen bei den Molkereien nach, um ihre Lager so auszustatten, dass die Versorgung in den Läden gesichert ist. Diese Bestellungen konnten teils nicht vollständig bedient werden, obwohl der Bedarf in anderen Bereichen zeitgleich abgenommen hat. Dies war insbesondere im GV-Bereich und im Foodservice der Fall, dem die Kunden durch die Verlagerung des Konsums weitgehend wegbrachen.

Erzeugerpreise zunächst recht stabil

Die ab Februar rückläufigen Preise an den Produktmärkten werden sich im ersten Halbjahr voraussichtlich dämpfend auf die Auszahlungsleistungen der Molkereien auswirken, die verstärkten Käufe der Verbraucher hingegen möglicherweise die längerfristigen Kontrakte zwischen Molkereien und Handel bei Käse und Produkte der Weißen Linie beflügeln. Zum Ende des ersten Quartals deuteten sich hier erste Anhebungen an. Die Folgen für die Erzeugerpreise sind daher voraussichtlich regional, in Abhängigkeit von dem Produktportfolio der ansässigen Molkereien, unterschiedlich. Deutschlandweit dürften sich beide Effekte wohl gegenseitig kompensieren und bis zum Ende des ersten Quartals zu weitgehend stabilen Erzeugerpreisen für Rohmilch führen. Im weiteren Verlauf dürften Rücknahmen aber wohl nicht zu verhindern sein.

Weitere Entwicklungen ungewiss

Da vollkommen ungeklärt ist, wie lange und in welchem Umfang sich die Corona-Pandemie auf den Milchmarkt auswirkt, bleibt ein Blick nach vorne mit starken Unsicherheiten behaftet. Es ist aber zu befürchten, dass der Absatz, vor allem im internationalen Handel, zunächst weiter mit Einschränkungen verläuft. Da nicht nur einzelne Bereiche, sondern die gesamte Wirtschaft betroffen ist, ist zu befürchten, dass die Auswirkungen auch für die Milchbranche in Deutschland, die stark auf den Export von Milchprodukten ausgerichtet ist, möglicherweise in allen Stufen der Wertschöpfungskette längerfristig und deutlich ausfallen.

Auf was müssen wir uns 2020 einstellen? Wie verändert das Coronavirus den Milchmarkt? Kann europäische Ware ihre Erfolgsgeschichte am Weltmarkt fortsetzen? Kommt zum Jahresende der Brexit-Bumerang?

Wichtige Zahlen und Fakten kompakt und verständlich aufbereitet

Die AMI-Marktexperten haben zu diesen und vielen anderen Fragen ausführliche Fakten und Daten in der Markt Bilanz Milch 2020 zusammengestellt. Das Jahrbuch zeigt aktuelle Trends an den deutschen und europäischen Märkten sowie in wichtigen Drittländern auf. Zusätzlich veranschaulichen AMI Markt Charts die Zusammenhänge. Marktbeteiligte erhalten durch die Bewertung der Einflussfaktoren auf das Marktgeschehen eine solide Grundlage für ihre strategischen Entscheidungen.

Die aktuellen und umfassenden Daten beleuchten den nationalen und internationalen Milchmarkt. Dazu gehören Erzeugung, Außenhandel, die Marktversorgung und Verbrauch von Milch und Milchprodukten. Über 250 Tabellen mit ausführlichen Zeitreihen bieten zudem umfangreiche Vergleichsmöglichkeiten mit den eigenen Unternehmens- und Branchendaten.

Die AMI Markt Bilanz Milch 2020 ist ab dem 20. April 2020 lieferbar. Die Buchausgabe im A5-Format hat 260 Seiten und kostet 253,80 EUR zzgl. 7 % MwSt. und Versand. Mit dem „eBook plus“ als pdf-Dokument werden zusätzlich alle Kennzahlen zu Deutschland, der EU und wichtigen Drittländern als Excel-Tabellen bereitgestellt. Die digitale Ausgabe steht ab sofort zum Download zum Preis von 402,30 EUR zzgl. 7 % MwSt. zur Verfügung.

Beide Versionen können bequem im AMI Shop online bestellt werden.

Beitrag von Andreas Gorn
Bereichsleiter Milchwirtschaft

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

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