Deutschland | Rohmilch | Erzeugerpreise

Höhere Kosten neutralisieren den Erlösanstieg

18.11.2021 (AMI) – Trotz der im Jahresverlauf deutlich verbesserten Erlössituation in der Milchproduktion blieb die wirtschaftliche Lage auf den Höfen angespannt. Durch die stark gestiegenen Kosten blieb das Gesamtergebnis aus Erzeugersicht unbefriedigend.

Rückblickend haben in weiten Teilen die Schwankungen auf der Erlösseite die Liquidität in den Betrieben und damit die Wirtschaftlichkeit des Betriebszweiges Milchproduktion beeinflusst. Das hat sich auch mit dem Einzug der Milch ohne Gentechnik (oGt) nicht verändert. Ende 2021 lag der Anteil schätzungsweise bei rund zwei Drittel. Damit ist oGt-Milch in Deutschland zum Standard geworden. Da die Umstellung auf oGt-Milch in den Betrieben auch mit höheren Kosten verbunden ist, vor allem durch die teureren Eiweiß-Futtermittel, berücksichtigt die AMI dies in ihrer Modellrechnung zur Wirtschaftlichkeit in der Milchproduktion. Basierend auf den ermittelten Mengenanteilen der oGt-Milch erfolgt dies rückwirkend ab 2019.

Darüber hinaus sind zuletzt aber auch die übrigen Kosten in der Milchproduktion deutlich gestiegen. Betriebsmittel wie Diesel, Dünger, Energie und Futtermittel haben sich spürbar verteuert. Zudem haben die zunehmenden Anforderungen seitens der Gesellschaft und des Handels an die Produktion zu höheren Kosten geführt. Dazu zählen insbesondere Maßnahmen zur Verbesserung von Umwelt- und Tierschutz, Tierwohl und Nachhaltigkeit auf den Betrieben.

Insgesamt bestenfalls ein Nullsummenspiel
Die Erlöse in der Milchproduktion haben sich zwar im bisherigen Verlauf von 2021 spürbar erholt. Neben den Erzeugerpreisen sind auch die Erlöse für Schlachtkühe und Kälber gestiegen. Durch die höheren Kosten hat sich die Marge zwischen den Erlösen und den variablen Kosten aber aus Erzeugersicht kaum verbessert. Der Überschuss zwischen Erlösen und variablen Kosten erreichte von Januar bis September 2021 im Schnitt 590 EUR/Kuh. Das ist 14 % mehr als im Vorjahr, das von der Corona-Delle im zweiten Quartal geprägt war, und nahezu gleichauf mit dem Ergebnis von 2019.

Lage in den Betrieben bleibt angespannt

Aus der Marge zwischen den Erlösen und den variablen Kosten müssen auf den Betrieben allerdings noch die anfallenden Kosten für Arbeitserledigung sowie die Gebäude- und die sonstigen festen Kosten gedeckt werden. Diese fallen regional und in Abhängigkeit von der Betriebsstruktur sehr unterschiedlich aus. Hierbei spielt auch eine Rolle, ob Betriebe wachsen und dafür investiert haben oder in abgeschriebenen Gebäuden wirtschaften. Wenn zudem Lohn-Arbeitskräfte zum Einsatz kommen, erhöht dies die Kosten für die Milchproduktion in den Betrieben deutlich.

Vor diesem Hintergrund ist es den Betrieben kaum möglich, kostendeckend zu wirtschaften. Eine modellhafte Darstellung der AMI zur Vollkostenbetrachtung des Produktionszweiges Milcherzeugung zeigt, dass dies bereits rückblickend nur in Jahren mit hohen Milchpreisen möglich war. Und selbst das wird mit den höheren Belastungen durch den allgemeinen Kostenanstieg und den darüber hinaus vermehrten Forderungen an die Produktion in den Bereichen Tier- und Umweltschutz sowie Tierwohl und Nachhaltigkeit zusehends schwieriger, was den Strukturwandel bei den Milchviehbetrieben in Deutschland weiter beschleunigen dürfte.

Wie entwickelten sich Kosten und Erlöse im Detail? Wer waren die größten Abnehmer von Ware aus der EU-27? Lesen Sie dazu eine Analyse vom AMI Marktexperten Andreas Gorn im Markt aktuell Milchwirtschaft.

Sie sind noch kein Kunde und möchten den Online-Dienst Markt aktuell Milchwirtschaft kennenlernen? Bestellen Sie jetzt Ihr Abonnement.


Beitrag von Andreas Gorn
Bereichsleiter Milchwirtschaft

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Agrarwirtschaft | Verarbeitung

Digitalisierung – Ihre Chance neue Erlösquellen zu eröffnen

03.06.2019 (AMI) – Werden Sie Teil des Forschungsvorhabens EVAREST und nehmen Sie an unserer Online-Umfrage teil. Nutzen Sie dadurch die Möglichkeit, die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen aktiv mitzugestalten. Profitieren Sie von der Schaffung neuer Erlösquellen durch EVAREST, indem bislang ungenutzte Daten in Datenprodukte überführt und zum Wirtschaftsgut gemacht werden.   Mehr

Deutschland | Vieh & Fleisch | Marktprognose

Vorschau auf die Vieh- und Fleischmärkte im Juni 2019

31.05.2019 (AMI) – Nachdem das meist kleine Angebot an Jungbullen den Erzeugern im April zumindest zeitweise stabile Preise ermöglichte, hat sich der Markt nun wieder gedreht. Zwar ist das Angebot nach wie vor eher gering, aber auch die Nachfrage fällt alles andere als flott aus.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

Agrarrohstoff-Index im Mai stabil

31.05.2019 (AMI) – Der deutsche Agrarrohstoff-Index verbleibt mit einem Plus von 0,4 % im Mai nahezu unverändert auf einem Stand von knapp 134 Punkten. Das Niveau des Vorjahres wurde um 7,0 % übertroffen. Den erneut gestiegenen Preisen am Fleischmarkt standen dabei schwächere Tendenzen am Milchmarkt und geringere Umsätze am Getreidemarkt gegenüber.   Mehr

Europa | Öle | Preise

Rapsöl legt zu

31.05.2019 (AMI) – Die Rapsölpreise werden von der Aussicht auf eine kleine EU-Rapsernte 2019 gestützt.   Mehr

Deutschland | Schweine | Erzeugerpreise

Unveränderter Schlachtschweinepreis

29.05.2019 (AMI) – Nachdem die VEZG-Schweinepreis-Empfehlung in der vergangenen Woche stabil blieb, präsentiert sich der Markt nun ebenfalls ausgeglichen und preislich stabil. Trotz des Feiertages in der laufenden Woche lässt sich das vorhandene Angebot zügig und vollständig vermarkten.   Mehr

Welt | Milch & Milchprodukte | Handel

Welthandel mit Milchprodukten wächst weiter

29.05.2019 (AMI) – Der Handel mit Milchprodukten am Weltmarkt wurde im ersten Quartal 2019 weiter ausgedehnt. Dabei waren produktübergreifend Zuwächse zu verzeichnen. Die gehandelten Mengen von Butter nahmen am deutlichsten zu.   Mehr

Deutschland | Butter | Nachfrage

Abwartende Haltung am Markt für Blockbutter

29.05.2019 (AMI) – Blockbutter wurde Ende Mai nach wie vor ruhig gehandelt. Bei ausreichendem Angebot tendierten die Preise zum Monatsende nochmals leicht schwächer.   Mehr

Europa | Getreide | Marktversorgung

Frankreich: Sprunghafter Preisanstieg für Getreide

29.05.2019 (AMI) – Die festen Terminkurse beflügeln den Getreidemarkt in Frankreich, mit den sehr festen Preisen wachsen Kauf- und Verkaufsinteresse.   Mehr

Welt | Soja | Terminkontrakte

Chicago: Der Wettermarkt bestimmt die Kurse

29.05.2019 (AMI) – Die Sojabohnennotierungen legten kräftig zu, da erneut Regenfälle in den USA gemeldet sind.   Mehr

Welt | Rinder | Angebot

Leicht steigende Produktion am weltweiten Rindfleischmarkt erwartet

29.05.2019 (AMI) – Für das laufende Jahr wird ein Wachstum der weltweiten Rindfleischererzeugung um 1 % auf 71,6 Mio. t prognostiziert.   Mehr