Welt | Industriegetreide | Außenhandel

Dürre in Nordamerika schränkt Hartweizenangebot ein

18.08.2021 (AMI) – Kanada ist weltweit größter Hartweizenerzeuger und Exporteur – eigentlich. Aber in diesem Jahr macht die Dürre den Anbietern einen Strich durch die Rechnung. Von dort wird, auch weil die Vorräte weit abgebaut sind, nicht so viel kommen wie üblich. Auf der anderen Seite des Atlantiks sorgen sich die traditionellen Destinationen um ihre Bedarfsdeckung. Italien, die Türkei, der Maghreb und auch die EU waren in der Vergangenheit, wenn auch in unterschiedlichem Umfang, von kanadischer Ware anhängig. Wo soll es nun herkommen?

Kanada ist weltweit größter Hartweizenerzeuger mit durchschnittlich 6 Mio. t in den zurückliegenden Jahren. 2021 wird jedoch mit einem drastischen Ertragsrückgang gerechnet, was die Hartweizenernte deutlich minimieren dürfte. Noch sind die Schätzungen des kanadischen Agrarministeriums mit 5,8 Mio. t äußerst optimistisch, Pessimisten rechnen nicht einmal mit 5 Mio. t.

Kanada ist nicht nur der weltweit führende Erzeuger, sondern auch der größte Exporteur. Hauptdestinationen für kanadischen Hartweizen sind Italien, der Maghreb und die USA.

Die USA ist für Hartweizen Netto-Importeur. Daher wird vergleichsweise wenig Hartweizen ins Ausland verkauft. 2020/21 waren es 769.000 t, denen ein Import von gut 1 Mio. t gegenüberstand. Vermarktet wird nur, was am Inlandsmarkt nicht passt, oder wenn der Verkauf am Weltmarkt lukrativer ist. So sind die USA ein Restelieferant, der hauptsächlich nach Europa und Richtung Maghreb exportiert.

Angesichts der absehbar kleineren nordamerikanischen Exportpotenzials und der damit schwindenden Wettbewerbsfähigkeit wachsen die Chancen für Mexiko und die EU-27. Die Hartweizenerzeugung in der EU wird, laut EUROSTAT, voraussichtlich steigen, während Mexiko mehr dreschen könnte, so der IGC. Aber das Plus der Europäer wird in der Gemeinschaft gebraucht, um die Lücken, die Kanada reißt, stopfen zu können. Denn die EU-27 ist traditionell Netto-Importeur. Und außerdem scheint die EU-Ernteschätzung noch sehr euphorisch.

Detaillierte Daten und Fakten zum Hartweizenmarkt erhalten Sie im Markt aktuell Getreide. Ihr Abonnement bestellen Sie unkompliziert online im AMI-Webshop.

Denn Italien, weltweit führender Pastaproduzent und damit größter Hartweizenimporteur wird auch 2021/22 auf umfangreiche Importe angewiesen sein, um die daraus hergestellten Nudeln dann wieder exportieren zu können. Das sich auftuende Exportdefizit Nordamerikas wird mit der etwas größeren Ernte in der EU-27 schwer zu decken sein. Italien wird 2021/22 Mühe haben, die Nudelherstellung auf dem bisherigen Niveau halten zu können.

Die Türkei, ein weiterer großer Nudelhersteller, bezieht fast die Hälfte des Importhartweizens aus Kanada. Angesichts der zunehmenden Nudelexporte und gleichzeitig schwindender Inlandserzeugung an Hartweizen in den Jahren 2020 und 2021 wird sich Türkei wohl an Lieferanten wie Mexiko wenden müssen, um den Bedarf zu decken.

Die nordafrikanischen Länder verbrauchen Hartweizen sowohl für die Grießmüllerei (Couscous) als auch für die Nudelherstellung. Da Marokko und Algerien Hartweizen hauptsächlich aus Kanada beziehen, dürften die Einfuhren 2021/22 deutlich zurückgehen. Darüber hinaus hat sich die marokkanische Weizenproduktion im Vergleich zum Vorjahr fast verdreifacht, was die Versorgungsproblematik mit Hartweizen etwas entschärft. Algerien importiert ebenfalls eine beträchtliche Menge Hartweizen aus Mexiko und wird wahrscheinlich 2021/22 verstärkt von dort beziehen, um die Lieferausfälle aus Kanada auszugleichen.

Beitrag von Wienke von Schenck
Marktexpertin Pflanzenbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Milchdauerwaren | Preise

Milchpulver deutlich fester notiert

12.09.2019 (AMI) – Eine rege Nachfrage aus dem In- und Ausland bei begrenzter Verfügbarkeit von frischer Ware lies die Preise für Magermilchpulver in Lebensmittelqualität in der zweiten Septemberwoche fester tendieren. Auch Futtermittelware wurde, trotz anhaltend ruhigem Marktverlauf, im Sog der Lebensmittelware höher notiert.   Mehr

Deutschland | Schweine | Erzeugerpreise

Angebot an Schlachtschweinen steigt, Nachfrage stetig

11.09.2019 (AMI) – Das Angebot an schlachtreifen Schweinen hat zuletzt wieder etwas zugenommen, liegt aber weiterhin deutlich unter den Werten des Vorjahres. Zudem sind durchaus regionale Unterschiede erkennbar, mancherorts wird auch von knappen Mengen berichtet.   Mehr

Europa | Raps | Marktversorgung

Paris: Rapskurse weiter befestigt

11.09.2019 (AMI) – Die Notierungen finden weitere Unterstützung in der kleinen EU-Rapsernte. Die Versorgung ist knapper, der Importbedarf größer. Auf Zufuhren aus der Ukraine, Kanada und Australien kommt es an.   Mehr

Europa | Schweine | Export

EU-Exporte von Schweinefleisch stark gestiegen

11.09.2019 (AMI) – Stark erhöht wurden die Ausfuhren von europäischem Schweinefleisch in Drittländer, also außerhalb der EU. In der ersten Hälfte dieses Jahres stiegen die gesamten Ausfuhren an Schweinefleisch inklusive Nebenerzeugnisse und lebenden Tieren um fast 15 %.   Mehr

Welt | Schweine | Export

Mehr und mehr Schweinefleisch nach China ausgeführt

11.09.2019 (AMI) – Während im Jahr 2018 die europäischen Schweinefleischausfuhren fast unverändert blieben, änderte sich dieses Jahr die Situation. Im ersten Halbjahr kam zu einem starken Ausbau der Exporte.   Mehr

Welt | Milch & Milchprodukte | Preise

Produktpreise beim GlobalDairyTrade-Tender uneinheitlich

09.09.2019 (AMI) – Die jüngste Auktion schloss am 03.09.19 bei einem mittleren Preis von 3.202 USD/t oder umgerechnet 2.928 EUR/t. Der Index verringerte sich damit im Vergleich zum vorangegangenen Termin leicht. Gleichzeitig stieg die gehandelte Menge auf 39.689 t.   Mehr

Deutschland | Agrarwirtschaft | Markttrends

Wie geht es weiter an den Agrar- und Rohstoffmärkten?

09.09.2019 (AMI) – Nachhaltigkeit oder Wirtschaftlichkeit, Globalisierung oder Protektionismus, Preis oder Qualität – Was bedeutet das für die Akteure entlang der Wertschöpfungskette? Das und Vieles mehr erfahren Sie beim AMI Markt Seminar Kompakt am 24.09.2019 in Bonn.   Mehr

Welt | Schweine | Tierbestand

Nordamerikanische Schweinebestände steigen und steigen

06.09.2019 (AMI) – Bei der jüngsten Viehzählung im Sommer in den USA und Kanada wurde erneut ein Höchstbestand an Schweinen festgestellt. Das Ergebnis übertrifft mit 89,5 Mio. erfassten Schweinen in Nordamerika die Vorjahreswerte um 3 %.   Mehr

Europa | Schweine | Export

Immer mehr Schweinefleisch nach China ausgeführt

05.09.2019 (AMI) – Während im Jahr 2018 die europäischen Schweinefleischausfuhren fast unverändert blieben, änderte sich dieses Jahr die Situation. Im ersten Halbjahr kam es zu einem starken Ausbau der Exporte in Drittländer.   Mehr

Europa | Getreide | Marktversorgung

Frankreich: Große Weizenernte drückt Preise

05.09.2019 (AMI) – Hohe Exportkonkurrenz für französischen Weizen und geringe Nachfrage nach Futtergerste lassen Preise sinken. Auch die Börsennotierungen bieten keine Unterstützung.   Mehr