Deutschland | Öle | Markttrends

Ölsaaten Forum 2022 – Von Sonnenblumenöl bis Chanel No. 5

21.09.2022 (AMI) – Marktversorgung, Ernährungsstrategien, Verbraucherverhalten und alternative Verwendungen – diese Themen wurden beim ersten Ölsaaten Forum lebhaft diskutiert. Das Interesse war groß und die zahlreichen Fragen aus dem Publikum belebten den fachlichen Austausch der Experten.

Und während sich in München Menschen über Perspektiven Gedanken machten, schlug Russland allen vor den Kopf – mit der Aussicht auf politisch verbrämte Annexion ostukrainischer Gebiete.

Die Organisatoren OVID, UFOP und die AMI begrüßten Ihre Gäste sowohl auf der Messe München als auch virtuell. Michael Koch, AMI-Marktanalyst, berichtete über die Wahrscheinlichkeit erneuter Hamsterkäufe. Die Verbraucher stehen vielen Unsicherheiten gegenüber, die einen Einfluss auf die weitere Marktentwicklung haben. Kostensteigerungen sind auch in Zukunft zu erwarten.

Über eine gesunde Ernährung und Strategien, die in Zukunft unterstützt werden, gab Peggy Schierenbeck, Mitglied des deutschen Bundestags, einen Impuls. Mehr Wertschätzung für Lebensmittel und ein größeres Angebot alternativer Proteinquellen in der Außer-Haus-Verpflegung sind ihre Kernziele.

„Essen ist emotional“, erklärte Prof. Sophie Hieke vom Europäischen Informationszentrum für Lebensmittel in einem weiteren Impuls über die Erwartungen der Verbraucher zu alternativen Proteinverwendung. Für eine nachhaltige Veränderung gilt es, das Verbraucherverhalten über die Anpassung von Gewohnheiten, kulturellen Normen und der Erweiterung der Angebotssituation in die richtige Richtung zu leiten.

In der anschließenden Diskussion der beiden Referentinnen, die von Dr. Brankatschk (OVID) moderiert wurde, entstand eine deutliche Botschaft: Die Entscheidung für pflanzliche Proteine muss attraktiv sein. Dazu sollen Vorteile beworben und das Angebot in der Außer-Haus-Verpflegung als auch beim täglichen Einkauf erweitert werden.

Wienke von Schenck, AMI-Marktanalystin, gab den Teilnehmern einen Einblick in die Marktentwicklung bei Ölsaaten. Aufgrund der ukrainischen Rekordernte an Sonnenblumenkernen im vergangenen Wirtschaftsjahr 2020/21 war die Versorgungslage bislang ausreichend. Für das Jahr 2023 ist mit stärkeren Auswirkungen zu rechnen. Es mangelt an Bezugsquellen für die Kompensation ukrainischer Erntemengen.

In den vergangenen Jahrzehnten wurde die Ölsaatenproduktion global ausgebaut, zeigte Inken Callsen von ADM in ihrem Vortrag auf. Für das kommende Wirtschaftsjahr könne es jedoch vermehrt zu logistischen Herausforderungen kommen. Unsichere Wetterlagen, die EU-Richtlinien und auch die Unsicherheit der Verbraucher haben hier einen Einfluss.

Zukünftig wird es vermehrt Konkurrenz um Altspeisölen geben, die für die Umwandlung zu Bio-Diesel benötigt werden. Grund dafür ist die Entcarbonisierung des gesamten Mobilitätsektors, berichtete Dr. Claus Keller der S & P Global. Die neue RED II Reform bewertet die Energieformen nach ihren Treibhausgasintensitäten.

Im Anschluss gab Maximilian Grey, VDB, einen Überblick zu den zukünftigen förderpolitischen Rahmenbedingungen. Das BMUV plant, im entscheidenden Fall Pflanzfette und -öle für den Ernährungssektor zu reservieren, statt in die Biokraftstoff-Herstellung zu geben. Dies könne sich auf die Verfügbarkeit von Koppelprodukten, die Einsparung von Treibhausgasen und hierdurch auf die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten negativ auswirken.

Den Abschluss des Ölsaaten Forums machte Herr Prof. Harald Gröger von der Universität Bielefeld. Er gab einen Impuls zur Verwendung von Pflanzenölen in der Oleochemie. Hier stellte sich die Frage, wie zukünftig die Chemikalien, an deren Verwendung die Industrie gewöhnt ist, aus nachwachsenden Rohstoffen herzustellen sind. Beispielsweise können die Öle und Fette aus Pflanzen für die Herstellung von Duftstoffen wie Chanel No. 5 oder biologisch abbaubaren Schmierstoffen eingesetzt werden.

Mehr Informationen zu den Entwicklungen auf dem Markt für Ölsaaten und deren Nachprodukte finden Sie im Markt aktuell Ölsaaten & Bioenergie.

Beitrag von Wienke von Schenck
Marktexpertin Pflanzenbau
Druckversion als PDF öffnen

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Rohmilch | Erzeugerpreise

Jahresstart auf abgeschwächtem Niveau

18.03.2019 (AMI) – Die AMI schätzt für den Januar 2019 bundesweit einen durchschnittlichen Erzeugerpreis für konventionell erzeugte Kuhmilch von 33,8 Ct/kg.   Mehr

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Verbraucherpreise

Butter ist wieder günstiger

18.03.2019 (AMI) – Sowohl im Februar als auch im März ist der Preis für Butter im Basissortiment des Lebensmitteleinzelhandels reduziert worden.   Mehr

Welt | Milch & Milchprodukte | Angebot

Wird die Milch am Weltmarkt knapp?

15.03.2019 (AM) – Das AMI Markt Seminar Milchwirtschaft beschäftigte sich am 14. März 2019 mit der aktuellen Situation und den Perspektiven am Milchmarkt. Dabei analysierten die AMI Marktexperten in ihren Vorträgen die Rohstoff- und Produktmärkte für konventionell und biologisch erzeugte Milch. Darüber hinaus wurde über die neuesten Trends bei der Verbrauchernachfrage berichtet.   Mehr

Welt | Getreide | Terminkontrakte

Chicago: Weizenkurse unentschlossen

14.03.2019 (AMI) – Der US-Weizenmarkt ist grundsätzlich bärisch gestimmt. Vor allem die schleppenden Exporterwartungen belasten die Notierung. Letztlich konnte aber das Vorwochenniveau wiederhergestellt werden.   Mehr

Deutschland | Käse | Preise

Markt für Schnittkäse in stabiler Verfassung

14.03.2019 (AMI) – Der Markt für Schnittkäse präsentierte sich Mitte März recht ausgeglichen. Die Hersteller zeigten sich insgesamt mit den Abrufen im Inland zufrieden und auch im Export verliefen die Absätze in saisonal üblichem Rahmen. Die Preise entwickelten sich dabei stabil.   Mehr

Europa | Rinder | Export

Ausfuhren von Rindern und Rindfleisch aus der EU

14.03.2019 (AMI) – Während im Jahr 2017 die Ausfuhren an Rindern und Rindfleisch der EU ausgebaut wurden, änderte sich im vergangenen Jahr die Situation. So wurden im Zeitraum von Januar bis Dezember 2018 mit 890.200 t Rindfleisch 2,7 % weniger geliefert als im Vorjahreszeitraum.   Mehr

Welt | Soja | Terminkontrakte

Keine neuen Impulse für Sojamarkt

13.03.2019 (AMI) – Der Handelskonflikt zwischen China und den USA bleibt das Topthema am Markt. Neue Entwicklungen gibt es allerdings nicht, die Unsicherheit bleibt.   Mehr

Deutschland | Schweine | Erzeugerpreise

Schlachtschweinepreis auf 1,43 EUR/kg erhöht

13.03.2019 (AMI) – Der Schweinemarkt wird von einem kleiner werdenden Angebot bestimmt. Das Angebot wird von 94 % kommend auf neu 91 % beziffert. Es scheint aber ausreichend zu sein. Die Nachfrage nach Schweinen seitens der Schlachtereien ist wegen der schwachen Fleischgeschäfte normal.   Mehr

Deutschland | Schweine | Export

Deutschland führt den europäischen Schweinefleischexport an

13.03.2019 (AMI) – Im vergangenen Jahr war Deutschland in der EU der größte Exporteur für Schweinefleisch.   Mehr

Europa | Schweine | Export

Europäische Schweinefleischexporte 2018 bleiben auf Vorjahresniveau

13.03.2019 (AMI) – Während im Jahr 2017 die europäischen Schweinefleischausfuhren um 8 % gesunken waren, änderten sich die Verhältnisse im vergangenen Jahr.   Mehr