Chicago: Der Wettermarkt nimmt seinen Anfang
An der CBoT legen die Notierungen für Mais weiter zu, Weizen gab leicht nach. Die Maisfutures schlossen höher, angetrieben vom sehr festen Juli-Kontrakt. Der Fronttermin schloss mit umgerechnet 296,55 knapp 12 EUR/t über Vorwochenlinie. Die nur langsam vorankommende US-Maisaussaat unterstützt die Notierungen. Die 2-Wochen-Vorhersage für den östlichen Teil des Mittleren Westen der USA deutet auf mehr Regen und niedrige Temperaturen hin, was die Farmer von Feldarbeiten abhalten dürfte. So kommt die Aussaat im Bundesstaat Illinois, einem der wichtigsten Maisstaaten, nicht in Gang. In den westlichen Regionen dürfte es zwar weiterhin ebenfalls zu kalt sein, aber trocken, so dass möglicherweise die Aussaat beginnen könnte.
Gleichzeitig mehren sich die Befürchtungen, dass der Ukraine-Krieg sich länger als zunächst erwartet hinziehen könnte, was sich sowohl auf die Logistik als auch auf die weltweit verfügbaren Getreidemengen auswirken dürfte.
Die Ethanolvorräte in den USA sind derweil stärker gesunken, als die Marktteilnehmer erwartet hatten, auch wenn das Volumen damit 19 % größer war als zum Vorjahreszeitpunkt. In den Vereinigten Staaten laufen derzeit die Wartungsarbeiten in den Produktionsstätten, so dass der Ethanolausstoß saisonal zurückgeht. Mais wird ohnehin von dem Vorschlag der US-Regierung unterstützt, den Verkauf von E15 während der Sommermonate zuzulassen. Bislang war der Verkauf von E15 zwischen dem 01. Juni und dem 15. September aufgrund von Smog-Bedenken verboten.
Die US-Maiserzeuger dürfte die Entscheidung freuen, würden damit doch weitere 0,6-1 Mio. t Mais in die US-Ethanolproduktion einfließen. Zahlreiche Regierungsbeamte und Interessenvertreter aus der Landwirtschaft hatten sich für den ganzjährigen Verkauf von „heimischem" E15 - einer im Mittleren Westen üblichen Beimischung von Mais-basiertem Bioethanol - eingesetzt, um die steigenden Preise an den Zapfsäulen zu senken. Im Rahmen der Pandemiehilfe für Erzeuger will das USDA nach Angaben des Weißen Hauses außerdem bis zu 700 Mio. USD über ein Programm für Biokraftstofferzeuger bereitstellen, um die US-Maiserzeuger zu unterstützen.
Aber es gab auch bärische Nachrichten. So wurden die Kursgewinne von den besseren Aussichten für die brasilianische Maisernte gedeckelt. Nach den Einbrüchen der Vorsaison sehen Marktbeobachter in Brasilien 2022 nun wieder eine Maisernte um 118 Mio t.
Demgegenüber tendierte Weizen zuletzt leicht schwächer, bleibt mit den notierten 369,10 EUR/t allerdings knapp 9 EUR/t über Vorwochenniveau. Weizen erhielt Auftrieb von den insgesamt eher unvorteilhaften Witterungsbedingungen in den USA. Die noch zu Beginn des Monats trocken-warme Witterung in den US-Winterweizengebieten hat die ohnehin nur schwach gesättigten Böden weiter ausgetrocknet. Und der plötzliche Temperatursturz unter den Gefrierpunkt in Verbindung mit starkem Wind hat den Feldbeständen, die sich bereits zu 20 % in der Bestockung befinden, ebenfalls eher geschadet als geholfen.
Gedeckelt wurden die Notierungen allerdings von den Gerüchten um anhaltend lebhafte russische Weizenexporte und die erkennbare Konkurrenz in der jüngsten Ausschreibung.
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Wienke von Schenck
Marktanalystin Getreide und Ölsaaten
Tel. (0228) 33805-351
Autorin von Fachbeiträgen und Analysen zum Getreide-, Futtermittel- und Ölsaatenmarkt, Referentin auf Veranstaltungen des Agribusiness, Mitarbeit in Fachgremien
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