Deutschland | Lebensmittel | Verbrauch

Corona-Krise pusht die Obst- und Gemüseeinkäufe

28.04.2020 (AMI) – Das Coronavirus ist allgegenwärtig und wird das öffentliche Leben vermutlich bis weit in das Jahr 2021 bestimmen. Die Politik spricht von einer „Neuen Normalität“. Kann man diesen Begriff auch auf die Obst- und Gemüsebranche übertragen?

Das Coronavirus hat die Obst- und Gemüsemärkte zweifelsohne durcheinandergewirbelt und es gibt wie in jeder Krise Gewinner und Verlierer. Der Lebensmitteleinzelhandel zählt durch die Umsatzsteigerung zu den vermeintlichen Gewinnern der Branche. Hamsterkäufe und die leer gefegten Regale haben sich fest in der Erinnerung der Bevölkerung verankert. Aber hat die Corona-Krise den Obst- und Gemüsekonsum insgesamt gepusht und welche Produkte profitieren?

11 % mehr Obst und Gemüse eingekauft

Nach einer Analyse der AMI auf Basis des GfK-Haushaltspanels wurde im März 11,3 % mehr Obst und Gemüse als im Mittel der letzten fünf Jahre gekauft. Beim Gemüse zählen die Lagergemüse, wie Kopfkohl (+ 39 %), Zwiebeln (+ 25 %) und Möhren (+ 20 %) zu den Gewinnern. Das Fruchtgemüse, das saisonabhängig im März importiert wird, stand begrenzt zur Verfügung und zeigt „nur“ einen Zuwachs von 9 %.

Beim Obst wird der Zuwachs durch die Trendfrüchte der letzten Jahre, wie Strauchbeeren, Avocado oder Mango bestimmt, ist also nicht Corona-abhängig. Lediglich die Absatzsteigerung bei den Zitrusfrüchten (+ 6 %) könnte im Zusammenhang mit einem verstärkten Gesundheitsbewusstsein stehen.

Noch mehr Regionalität gewünscht

Es ist aber offensichtlich, dass sich die Rahmenbedingungen für die Branche verändern und vermutlich längerfristig nachhalten werden. Regionalität könnte bei der Vermarktung noch stärker in den Vordergrund rücken. Durch die Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe wird die Umwelt geschont. Zahlreiche lokale Händler bieten Lieferdienste an – mit kurzen Wegen und Produkten aus der Region. Wird das Einkaufsverhalten digitaler und nimmt der Online-Handel Fahrt auf? Der Außerhaus-Verzehr von Obst- und Gemüse leidet unter der Schließung von Restaurants, des Weiteren werden die Betriebskantinen durch die deutliche Ausweitung von Homeoffice weniger in Anspruch genommen. Letzteres könnte sich zu einem langfristigen Trend entwickeln.

Sorgen bereitet die Entwicklung der Wirtschaft mit einer absehbar geringeren Kaufkraft der Konsumenten. Vermutlich wird bei den Nahrungsmitteln gespart, die wiederum die Diskussion um eine höhere Wertschätzung der Agrarprodukte erschwert. Die seit Jahren stetig steigende Nachfrage nach hochpreisen Bio-Produkten könnte einen Rückschlag erleben.

Bleibt dann noch die Frage: Welchen Einfluss üben die Reisebeschränkungen und der damit verbundene Mangel an Saisonarbeitskräften aus Osteuropa aus. Pack- und Sortierbetriebe melden knappe Arbeits-Ressourcen. Gravierender ist aber der Engpass bei den Erntehelfern, so dass ggf. Produktionsflächen stillgelegt werden müssen. Ergeben sich daraus Angebotsengpässe, die dann die Preise für deutsche Erdbeeren oder Steinobst in die Höhe treiben?

Es gibt noch zu viele Unwägbarkeiten, die eine klare Definition der „Neuen Normalität“ in der Obst- und Gemüsebranche ermöglichen.

Diskutieren Sie mit den AMI-Marktexperten

Informieren Sie sich bei den Marktexperten der AMI über die Auswirkungen des Coronavirus auf die Obst- und Gemüsemärkte. Dazu bieten wir im Rahmen der AMI Akademie zwei Webinare mit den jeweiligen Schwerpunkten Obst und Gemüse an.




Beitrag von Helwig Schwartau
Marktexperte Gartenbau, Büro Hamburg

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Schweine | Erzeugerpreise

Marktlage bei Schlachtschweinen ausgewogen

15.12.2021 (AMI) – Nach dem kleinen Anstieg der Preisempfehlung in der vergangenen Woche wird der Schlachtschweinemarkt nun überwiegend als ausgeglichen beschrieben. Zwar zahlen mehrere Schlachtunternehmen weiterhin Hauspreise, die vorhandenen Stückzahlen lassen sich aber zeitnah und problemlos absetzen.   Mehr

Welt | Kartoffeln | Markttrends

Durchblick am Kartoffelmarkt

15.12.2021 (AMI) – Schon gleich zu Beginn der Saison 2021/22 waren die Erwartungen hoch, dass die Kartoffelpreise im Laufe der Monate deutlich anziehen werden. Auf welchem Fundament diese Markteinschätzung fußt, macht die jetzt erhältliche AMI Markt Bilanz Kartoffeln deutlich.   Mehr

Welt | Ölsaaten | Kursentwicklung für Soja und Raps

Chicago: Frühe brasilianische Soja-Ernte setzt Kurse unter Druck

15.12.2021 (AMI) – Lebhafte Exporte und ein vom USDA prognostiziertes geringer ausfallendes Angebot sowie unerwartet niedrige Endbestände stützen die Preisentwicklung, während eine frühe brasilianische Ernte bärisch wirkt.   Mehr

Welt | Schweine | Marktprognose

Konsum von Schweinefleisch dürfte global steigen

15.12.2021 (AMI) – Für die Entwicklung der weltweiten Nachfrage nach Schweinefleisch werden weitere Steigerungen erwartet.   Mehr

Deutschland | Rinder | Erzeugung

Schlachtaktivität bei Rindern trotz hoher Nachfrage gesunken

15.12.2021 (AMI) – In den ersten zehn Monaten des Jahres 2021 wurden in Deutschland weniger Rinder der Fleischerzeugung zugeführt als noch im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Insgesamt ist die Zahl der Schlachtungen dabei um 1,6 % gesunken.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Erzeugerpreise

Milch mit Mehrwert

14.12.2021 (AMI) – Die Themen Nachhaltigkeit und Tierwohl treiben die Milchbranche um und an. Erste Molkereien differenzieren ihren Milchpreis nach der Haltungsform. Wie ist der aktuelle Stand? Antworten darauf gibt der AMI-Milchpreisvergleich.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Erzeugerpreise

Anstieg der Erzeugerpreise nimmt Fahrt auf

10.12.2021 (AMI) – Die weitere Verknappung der Angebotssituation hat in Verbindung mit der gleichzeitigen Belebung der Nachfrage den Preisanstieg bei Milchprodukten im letzten Drittel dieses Jahres beschleunigt. Dies hat ab September auch zu vermehrten Aufschlägen beim Milchgeld geführt.   Mehr

Welt | Getreide | Kursentwicklung für Weizen und Mais

Chicago: Weizen beendet Talfahrt

09.12.2021 (AMI) – Die Getreidenotierungen schlossen über Vorwochenniveau. Lebhafte Nachfrage bei gleichzeitig knappem Angebot stützt die Weizenkurse. Mais im Aufwind der Weizennotierungen.   Mehr

Deutschland | Milchdauerwaren | Angebot

Vollmilchpulver höher notiert

09.12.2021 (AMI) –Die Preise für Vollmilchpulver haben Anfang Dezember bei anhaltend niedrigen Verfügbarkeiten weiter zugelegt.   Mehr

Welt | Schweine | Handel

Wirtschaftliches Arbeiten für Schweinehalter unmöglich

09.12.2021 (AMI) – Seit Beginn der Corona-Pandemie steht der deutsche Schlachtschweinemarkt immer wieder vor Problemen, der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest im Sommer 2020 hat diese Entwicklung zusätzlich verstärkt.   Mehr