Deutschland | Getreide | Ernte

Schwache Ernteergebnisse treiben Getreidepreise

17.07.2018 Langsam wird es amtlich – die deutsche Getreideernte ist klein, über alle Kulturen fehlt es aus der schwachen Ernte an Menge, da sind die gegenüber Vorwoche angehobenen Erzeugerpreise fast nebensächlich.

Der Bauernverband legte vor, der Raiffeisenverband bestätigte. Die deutsche Getreideernte wird wohl nur noch gut 41 Mio. t umfassen, und damit 9 % kleiner ausfallen als im Vorjahr. Die Frage ist jetzt nicht mehr wie viel vom Acker kommt, sondern in welcher Qualität. Und wenn es auch an der Korngröße häufig mangelt, Korngesundheit und Inhalt sind gut. Da wird wohl die eine oder andere Partie mit unzureichendem Hektolitergewicht nachverhandelt werden und doch ins Mischfutter wandern. Herstellern wird bei Gerste und Roggen wohl auch nicht viel anderes übrig bleiben, wenn sie sich auf heimische Ware konzentrieren, denn das, was hervorragende Qualität aufweist, ist am Markt nicht verfügbar, weil eingelagert. Und Landwirte wollen dafür mehr sehen als die aktuell gebotenen Preise. Die hatten bereits im Juli deutlich zugelegt, so dass es fraglich ist, ob es den typischen Ernteknick bei den Preisen in diesem Jahr überhaupt geben wird. Denn nicht nur in Deutschland sieht es mit der Getreideernte nicht gut aus, auch aus den östlichen und nördlichen Ländern kommt eine Hiobsbotschaft nach der anderen. Und auch diejenigen, die ihre Hoffnungen in die französische oder britische Getreideernte gesteckt hatten, müssen ihre Meinung revidieren. Das französische Statistikamt hat seine jüngste Ernteschätzung deutlich nach unten revidiert. 1,3 % weniger heißt die vorläufige Schätzung der französischen Getreideernte 2018.

Flotte Ernte

In Deutschland ist die Gerstenernte gelaufen, nahtlos schließen die anderen Getreidearten an. Dabei wird auf einmal alles reif und die Mähdrescher kommen kaum hinterher. Auf leichten Standorten im Norden sind Triticale und Roggen bereits notreif und werden mit erschreckend niedrigen Erträgen von teilweise unter 20 dt/ha gedroschen. Sommergetreide zeigt häufig Zwiewuchs und wird wohl eher als Ganzpflanzensilage verwertet. Der Einfluss der Trockenheit setzt sich beim Mais fort. Dieser zeigt sich mehrheitlich durch gerollte und steil aufstehende Blätter oder lückigem Feldaufgang auf schweren, jetzt klutigen Böden. Auch hier sind Ertragseinbußen absehbar.

Verarbeiter suchen Ware

Die Ergebnisse der laufenden Erntearbeiten sind hinsichtlich Menge und Qualität stark schwankend, im Schnitt aber unterdurchschnittlich. Vielerorts wurde ein Drittel weniger Gerste eingefahren, auf leichten Sandböden im Nordosten sogar nicht einmal die Hälfte. Viele Landwirte haben Mühe ihre Kontraktmengen zu erfüllen, die Veredelungswirtschaft sucht händeringend Ware und legt bei den Geboten stetig einen drauf. Die Angst nicht ausreichend mit heimischer Ware versorgt zu werden, veranlasste den Handel Futterweizen aus Rumänien und Bulgarien zu ordern. Im September/Oktober kommen 300.000 t zu 183 EUR/t c&f um das lückige Inlandsangebot zu erweitern. Es bleibt abzuwarten, ob das die einzige Großlieferung bleiben wird, oder sich mit voranschreitender Ernte und immer klareren Qualitäts- und Mengenergebnissen die Defizite besser abzeichnen und daher in Südosteuropa nachgeordert wird. Viele Marktteilnehmer sind sich bereits jetzt sicher, dass die Weizenernte knapper ausfallen wird als bislang angenommen. Mit den absehbar höheren Proteingehalten könnte es sogar weniger Futterweizenpartien geben.

Informationen über Brot- und Futtergetreide finden Sie im Online-Dienst Markt aktuell Getreide. Daneben erfassen wir eine Vielzahl an Preisen für verschiedene Getreidearten und andere Ackerfrüchte, die Sie in einem individuellen Abruf beziehen können. Sprechen Sie uns an! Oder nutzen Sie die Bestellmöglichkeit im Shop und sichern Sie sich noch heute Ihren Zugang zum Expertenwissen.

Beitrag von Wienke von Schenck
Marktexpertin Pflanzenbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Europa | Milch & Milchprodukte | Börsennotierungen

Preise für Butter deutlich im Plus | MI-I-108

19.07.2024 (AMI) – Sofern man Butter bei der Betrachtung zunächst außen vor lässt, setzten die Preise für Voll- und Magermilchpulver sowie Käse ihren ruhigen Verlauf im ersten Halbjahr von 2024 weitestgehend fort.   Mehr

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Kennzahlen

Deckungsbeitrag wieder erhöht

19.07.2024 (AMI) – Mit den steigenden Milcherzeugerpreisen legte auch der Grunderlös auf den Höfen zu. Bei schwankenden Kosten erhöhte sich die Marge. Damit können die Landwirte gegenüber dem Vorjahr mit leicht steigenden Deckungsbeiträgen rechnen.   Mehr

Europa | Getreide | Kursentwicklung für Weizen und Mais

Paris: Weizenkurse rutschen weiter ab

18.07.2024 (AMI) – Angesichts der fortschreitenden Weizenernte auf der Nordhalbkugel geraten die Kurse zunehmend unter Druck. Die kurzfristige Belebung der internationalen Nachfrage bietet nur wenig Unterstützung, da EU-Partien gegenüber anderen Herkünften meist das Nachsehen haben.   Mehr

Deutschland | Milchdauerwaren | Angebot

Pulvermärkte im Sommermodus

18.07.2024 (AMI) – Die Nachfrage an den Pulvermärkten war Mitte Juli ferienbedingt ruhig und das Neugeschäft hielt sich in Grenzen. Dies galt vor allem für Magermilchpulver, das zu schwächeren Preisen gehandelt wurde. Vollmilchpulver tendierte im Zuge der hohen Zukaufpreise fester. Bei Molkenpulver waren die Preise zumeist unverändert.   Mehr

Deutschland | Schweine | Handel

Ausgeglichener Schlachtschweinemarkt

17.07.2024 (AMI) –Ein kleines Angebot und eine zugleich ruhige Nachfrage bestimmen aktuell den Schlachtschweinemarkt. Die Mengen scheinen dabei noch einmal geringfügig zurückzugehen, reichen für den herrschenden Bedarf aber aus. Entsprechend bleibt die Preisempfehlung bei 2,10 EUR/kg.   Mehr

Welt | Ölsaaten | Kursentwicklung für Soja und Raps

Chicago: Sojabohnenkurse im Sinkflug

17.07.2024 (AMI) – Die US-Sojakurse geben angesichts der schwachen Nachfrage und der Aussicht auf eine große US-Ernte weiter nach. Günstige Vegetationsbedingungen könnten den Zustand der Feldbestände in den US-Anbaugebieten weiter verbessern.   Mehr

Deutschland | Ölsaaten | Preise

Dynamische Märkte zur Rapsernte

16.07.2024 (AMI) – Die Rapsernte in Deutschland hat begonnen. Das zunehmende Angebot und die verbesserten Angebotsaussichten am Weltmarkt setzen die Preise unter Druck. Dabei sind die Ölmühlen auf umfangreiche Importe angewiesen und die Rapsernte in Deutschland und der EU fällt wesentlich kleiner aus als 2023.   Mehr

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Tierbestand

Sinkende Milchviehbestände in Deutschland | MI-I-190

12.07.2024 (AMI) – Der Strukturwandel in Deutschland setzt sich weiter fort. Dies ergab die jüngste Viehbestandserhebung, die das Statistische Bundesamt zum Stichtag am 03. Mai 2024 durchgeführt hat und jetzt veröffentlichte.   Mehr

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Tierbestand

Zahl der Milchviehbetriebe sinkt

12.07.2024 (AMI) – Im Mai 2024 sank die Zahl der Rinder in Deutschland deutlich und auch die Haltungen von Milchkühen nahmen ab. Gleichzeitig stieg die Herdengröße leicht an.   Mehr

Welt | Getreide | Kursentwicklung für Weizen und Mais

Chicago: Mais und Weizen geben nach

11.07.2024 (AMI) – Günstige Vegetations- und Erntebedingungen belasten die US-Mais- und Weizennotierungen. Zudem rechnen die Marktteilnehmer mit einem größeren globalen Angebot.   Mehr