Deutschland | Getreide | Ernte

Getreideernte wird zum Geduldsspiel

08.08.2017 (AMI) – Die Getreidebauern haben es derzeit nicht leicht. Eigentlich muss das reife Getreide vom Feld, aber der Regen verhindert den Drusch. Außerdem schadet er der Qualität. Und obgleich die Erntemeldungen alles andere als positiv sind, können sich die Getreidepreise nicht stabilisieren, schwache Terminmarktkurse stehen dem entgegen.

An der Pariser Börse verlor Weizen in der vergangenen Woche fast 7 EUR/t an Wert. Auslöser war der feste Euro und die damit schwindende Hoffnung auf angebotsentlastenden Export. Allerdings sieht es in Deutschland derzeit nicht danach aus, als ob ein überreichliches Angebot zusammenkommen würde. Regen zur Ernte – es gibt kaum Schlimmeres. Der Drusch verzögert sich, die Böden werden zunehmend unbefahrbar, die Pflanzen neigen zur Lagerbildung, was die Abtrocknung zusätzlich erschwert und die Feuchtigkeit sorgt für zunehmenden Auswuchs. Das verschlechtert die Proteinqualität massiv. Und das kommt jetzt alles noch zusätzlich zur Frühsommertrockenheit, die zu einer schwächeren Kornausbildung geführt hatte. Für Landwirte wird das Zeitfenster immer enger, die reifen Bestände sind besonders anfällig gegen Regen. Weizen und Raps müssen vom Halm. Dabei stellt sich die Frage, ob erst der Weizen zur Sicherung der Qualität oder erst Raps zur Sicherung der Erträge gedroschen werden soll. Aus der tröpfelnden Ernte kommen kaum Mengen an den Markt und können daher nicht für den erntetypischen Preisknick sorgen. Dennoch kommen die Erzeugerpreise aus dem Keller nicht heraus.

Vordere Ware wird derzeit kaum besprochen, die Brotweizenpreise tendieren bei rückläufigen Terminkursen etwas schwächer. Für Partien zur Lieferung im September werden 175 EUR/t genannt und so 4 EUR/t weniger als noch Ende Juli. Damit sind die Prämien des Kassamarktes auf die Terminkurse allerdings deutlich angehoben worden und liegen jetzt bei 10 EUR/t am Niederrhein. Die Aufschläge für Qualitätsweizen sind nicht besonders ausgeprägt und entsprechen damit nicht dem Empfinden des Marktes, dass diese Partien in diesem Jahr deutlich knapper verfügbar sein könnten. Franko Hamburg wurden zuletzt mit 176 EUR/t so viel genannt wie vor einer Woche. Damit ist die Prämie von 8 auf 11 EUR/t gestiegen.

Wie geht es weiter mit der Getreideernte in Deutschland? Wie sieht es in den EU-Nachbarländern aus? Wie entwickeln sich die Preise? Antworten auf diese Fragen finden Sie im Online-Dienst Markt aktuell Getreide. Sie sind noch kein Kunde? Bestellen Sie jetzt hier Ihr Abonnement.

Beitrag von Wienke von Schenck
Marktexpertin Pflanzenbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Welt | Ölsaaten | Kursentwicklung für Soja und Raps

Chicago: Sojabohnenkurse auf Talfahrt

28.02.2024 (AMI) – Die starke Konkurrenz aus Brasilien sowie die schwindende Nachfrage lastet aktuell auf den US-Sojabohnenkursen an der Börse in Chicago. Eine Trendwende ist derzeit nicht in Sicht.   Mehr

Deutschland | Schweine | Export

Deutschland verringert die Ausfuhren von Schweinefleisch

28.02.2024 (AMI) – Im vergangenen Jahr sind die Exporte von Schweinefleisch zum wiederholten Male gesunken. Im Zeitraum von Januar bis Dezember 2023 führte Deutschland mit 2,1 Mio. t Schweinefleisch und Nebenprodukten 13,4 % weniger aus als im Vorjahreszeitraum.   Mehr

Deutschland | Rinder | Import

Rindfleischimporte nach Deutschland reduziert

28.02.2024 (AMI) – Von Januar bis Dezember 2023 hat Deutschland seine Einfuhren an Rindfleisch verringert. Gegenüber dem Vorjahr kam 11,6 % weniger an Menge in unser Land. Dabei blieben die Importe aus Drittländern nahezu stabil, während die Menge aus europäischen Staaten sich deutlich reduzierte.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

AMI-Agrarrohstoffindex knapp unter Vormonat

27.02.2024 (AMI) – Der AMI-Index für deutsche Agrarrohstoffe ist im Februar leicht um 0,2 % gesunken. Mit 130,5 Punkten liegt der Index aber rund 15 % unter dem Vorjahreswert. Auf breiter Front gaben die Erzeugerpreise für Getreide und Raps im Februar nach, während besonders die Preise für Schlachtkühe anzogen.   Mehr

Deutschland | Frische Lebensmittel | Index

Lebensmittelpreise lagen im Januar knapp über dem Vorjahr

27.02.2024 (AMI) – Das neue Jahr startete mit einer moderaten Teuerungsrate. Dem AMI-Frischeindex zufolge zahlten die Verbraucher für frische Lebensmittel 1,2 % mehr als im Januar 2023.   Mehr

Deutschland | Futtermittel | Marktversorgung

Deutlicher Preisrutsch für Mischfutter

26.02.2024 (AMI) – Die bis auf wenige Ausnahmen reichlich verfügbaren Komponenten und der Preisdruck vom Weltmarkt vergünstigen Mischfutter teils deutlich. Futtergetreide, außer Hafer, geben aufgrund der massiven Lieferungen aus Osteuropa im Preis nach und auch die Ölschrote sind deutlich billiger als noch im Vormonat. Raufutter haben sich im Preis indes kaum bewegt. Die Nachfrage ist dort noch nicht angesprungen.   Mehr

Welt | Ölsaaten | Marktprognose

USDA: Mehr Raps in Indien 2023/24

26.02.2024 (AMI) – Nach jüngster Schätzung des USDA beläuft sich die weltweite Rapserzeugung im laufenden Wirtschaftsjahr auf 87,44 Mio. t.   Mehr

Deutschland | Getreide | Angebot

Mischfutterproduktion nahezu stabil

26.02.2024 (AMI) – In der ersten Hälfte des laufenden Wirtschaftsjahres 2023/24 wurden nach Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung BLE mit 10,8 Mio. t rund 1,1 % weniger Mischfutter hergestellt als im Vorjahreszeitraum.   Mehr

Welt | Getreide | Kursentwicklung für Weizen und Mais

Chicago: Mais und Weizen rutschen ab

22.02.2024 (AMI) – Sowohl die Mais- als auch die Weizenkurse an der Börse in Chicago rutschen aufgrund der Aussicht auf ein großes globales Angebot ab. Zudem erwartet das USDA deutlich steigende Vorräte in der kommenden Saison.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Anlieferung

Bundesweiter Anstieg der Milchmenge

22.02.2024 (AMI) – Im Jahr 2023 erfassten die deutschen Molkereien rund 1,4 % mehr Milch von inländischen Erzeugern als im Vorjahr.   Mehr