Europa | Raps | Angebot

Ukraine überschwemmt EU mit Raps

16.08.2023 (AMI) – Was den Erzeugern an der EU-Ostgrenze bereits im vorangegangenen Wirtschaftsjahr die Preise kaputt machte, bekommen jetzt auch die deutschen Rapsanbauer zu spüren.

Deutschland hat im Wirtschaftsjahr 2022/23 rund 5,74 Mio. t Raps eingeführt und damit etwa 2 % mehr als noch im Vorjahr. Der Großteil, 3,4 Mio. t, kam dabei aus EU-Ländern. Aber das täuscht, denn dabei handelt es sich keineswegs um EU-Ware. Wie sollten sich die Lieferungen Belgiens auf 323.000 t nahezu verdoppeln, wo doch nur 32.000 t geerntet wurden. Das dürfte, wie auch bereits in den Vorjahren, zum größten Teil Ware aus der Ukraine sein, immerhin ist Gent Andienungslager für Kontraktware der Pariser Börse. Und von dort geht es direkt an die Rheinschiene.

Raps aus Frankreich dürfte auch aus französischer Produktion stammen, bei Ware aus Polen, dem Baltikum, Bulgarien und Rumänien ist das aus den Außenhandelsdaten nicht eindeutig erkennbar. Polen hatte 2022 eine große Rapsernte, aber das dürfte nicht der Grund sein, warum mit knapp 540.000 t rund 230.000 t mehr nach Deutschland geliefert wurden. Auch das dürfte hauptsächlich ukrainischer Raps gewesen sein. Gleiches gilt für die Ostseeanrainerstaaten. Schweden lieferte 2022/23 auf einmal die fünffache Menge, Dänemark das Anderthalbfache. Und auch von der EU-Ostgrenze, aus der Slowakei kam mehr. Von dort haben sich die Lieferungen nach Deutschland mehr als verdoppelt.

Die Außenhandelsstatistik EUROSTAT weist für die Slowakei 2022/23 Importe an ukrainischem Raps in Höhe von 122.800 t aus, in den Wirtschaftsjahren zuvor waren es null. Für die anderen angrenzenden EU-Länder Ungarn, Rumänien und Tschechien gilt nahezu dasselbe. Belgien erhielt mit 564.000 t rund 100.000 t mehr von dort, Polen mit 702.000 t die sechsfache Menge. Insgesamt gingen 2022/23 gut 2,6 Mio. t Raps aus der Ukraine in die EU, 0,8 Mio. t mehr als 2021/22.

Die EU kann ihren Bedarf an Raps nicht decken, jedes Wirtschaftsjahr sind Importe notwendig. Das hat – je nach Verfügbarkeit der Ware in den Hauptlieferländer – auch die Inlandspreise beeinflusst. Die Ukraine gehörte allerdings nicht dazu. Der Krieg hat neue Tatsachen geschaffen. Und die Angebotswelle, die, besonders direkt nach der Rapsernte, auf Europas größten Rapsverarbeiter zurollt, ist immens. Deutsche Ölmühlen haben ihren Bedarf nahezu bis Jahresende gedeckt. Auch – bereits über Vorkontrakte – mit Ware aus deutscher Erzeugung. Allerdings bei weitem nicht so umfangreich, wie in den Jahren zuvor. Das lag nicht nur an den Käufern, auch die Verkäufer zeigten in Zeiten mit kriegsbedingt hoher Preisvolatilität wenig Abgabebereitschaft, spekulierten auf steigende Erlöse. Das bestätigt sich nun nicht. Die Erzeugerpreise tendieren schwächer und Raps aus Deutschland ist mit durchschnittlich 415 EUR/t frei Erfasserlager gegenüber ukrainischen Herkünften chancenlos, der wird fob günstiger offeriert.

Wie entwickeln sich die Ölsaaten-Märkte und was sind die relevanten Einflussfaktoren? Aktuelle Marktlagen, Hintergrundwissen und detaillierte Analysen finden Sie unter Markt aktuell Ölsaaten & Bioenergie. Nutzen Sie die Bestellmöglichkeiten im Shop und sichern sich noch heute Ihren Zugang zum Expertenwissen!

Beitrag von Wienke von Schenck
Marktexpertin Pflanzenbau
Druckversion als PDF öffnen

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Welt | Ölsaaten | Kursentwicklung für Soja und Raps

Chicago: Regen in Brasilien setzt Sojakurse unter Druck

22.11.2023 (AMI) – Niederschläge in Brasilien kommen der dortigen Sojaaussaat zugute und schmälern die globalen Angebotssorgen, was die Sojanotierung unter Druck setzt. Robuste Exportdaten sowie niedrige Bestände in den USA limitieren die Verluste.   Mehr

Welt | Rinder | Marktprognose

Stabile Rindfleischerzeugung prognostiziert

22.11.2023 (AMI) – Die in der Welt hergestellte Rindfleischmenge dürfte sich 2024 leicht unter dem Niveau vom vergangenen Jahr befinden. Mit 75,8 Mio. t Rindfleisch wird eine um 0,3 % geringere Produktion gegenüber 2023 erwartet.   Mehr

Welt | Schweine | Marktprognose

Leicht sinkende Produktion von Schweinefleisch

22.11.2023 (AMI) – In der aktuellen Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums wird davon ausgegangen, dass die weltweite Produktion von Schweinefleisch im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr fast unverändert sein wird.   Mehr

Deutschland | Butter | Aktionspreise

Etwas mehr Angebotsaktionen für Butter

21.11.2023 (AMI) – Das Konsumverhalten der Verbraucher ist von vielen Faktoren abhängig, unter anderem auch von den Preisen. Diese schwanken bei Butter/-zubereitungen stärker als bei anderen Milchprodukten. Mit Aktionspreisen für Butter versuchte der Handel im Oktober und November 2023 den Absatz anzukurbeln.   Mehr

Welt | Milch & Milchprodukte | Verarbeitung

US-Produktion von Käse leicht im Plus

17.11.2023 (AMI) – Die Milcherzeugung in den USA hat sich im September weiterhin leicht unter dem Vorjahresniveau bewegt. Durch die expansiven Tendenzen im ersten Halbjahr, stand den Molkereien jedoch etwas mehr Milch zur Verfügung. Diese wurde überwiegend in die Produktion von Butter und Molkenpulver gelenkt.   Mehr

Welt | Getreide | Kursentwicklung für Weizen und Mais

Chicago: Getreidekurse schwächeln

16.11.2023 (AMI) – USDA hebt Prognose für globale Weizenerzeugung an und erwartet Rekordmaisernte in den USA. In der Folge geben sowohl Weizen als auch Mais an der CBoT nach.   Mehr

Deutschland | Schweine | Marktversorgung

Der Schlachtschweinemarkt schrumpft deutlich

16.11.2023 (AMI) – Die bundesweiten Schweinebestände schrumpfen seit Jahren, 2023 hat diese Entwicklung einen neuen Höhepunkt erreicht. In gerade einmal 8 Jahren sank die Zahl der gehaltenen Tiere um ein Viertel.   Mehr

Welt | Milch & Milchprodukte | Preise

GDT: Uneinheitliche Preisentwicklung

16.11.2023 (AMI) – Der GlobalDairyTrade-Tender in Neuseeland schloss am 07.11.2023 mit einem leichten Plus beim Durchschnittspreis. Der mittlere Preis über alle gehandelten Produkte lag bei 3.255 USD/t und damit um 53 USD über dem Ergebnis des letzten Termins im Oktober.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Anlieferung

Milchanlieferung nah am Jahrestief

16.11.2023 (AMI) – Das Rohstoffaufkommen ist auf dem Weg zum Milchtal nochmals leicht zurückgegangen. Das Niveau von 2022 wurde dabei zunehmend unterschritten.   Mehr

Europa | Schweine | Marktprognose

Weniger Schweinefleisch in der EU produziert

16.11.2023 (AMI) – Für das Jahr 2024 wird seitens der EU-Experten eine geringere Bruttoproduktion von Schweinefleisch um 1,2 % erwartet.   Mehr