Deutschland | Mischfutter | Großhandelspreise

Teure Ölschrote treiben Mischfutterpreise

20.04.2020 (AMI) – Mischfutter hat sich in den vergangenen Wochen spürbar verteuert, auch wenn zuletzt die Nachfrage abebbte. Getrieben werden die Mischfutterpreise von den teureren Komponenten; nicht nur Getreide wird höher bewertet als im Vormonat, vor allem die Ölschrotpreise haben aufgrund der Knappheit kräftig zugelegt.

Die Schockstarre nach dem Corona-Ausbruch wurde schnell abgestreift und verkehrte sich ins Gegenteil. Angst um Versorgungsengpässe ließ die Nachfrage auf allen Ebenen rasch anschwellen. Zusätzlich zeigten sich die Anbieter nicht mehr ganz so freigiebig – jeder baut jetzt auf ein dickeres Versorgungspolster. Angefeuert wurde das Kaufinteresse von den zeitweise unpassierbaren Landesgrenzen und der Unsicherheit hinsichtlich der Transportmöglichkeiten. Die Grenzen sind wieder offen, aber die Logistik ist immer noch ein Problem, so dass nicht alle Lieferketten lückenlos abgesichert sind. An längere Lieferfristen haben sich die Marktteilnehmer bereits gewöhnt. Die Abwicklung von Kontrakten läuft daher im Großen und Ganzen reibungslos, doch schnelle Ware gibt es nicht mehr oder nur mit großem finanziellen und logistischen Aufwand.

Neben diesen Einschränkungen zeigt auch die saisonale Angebotsentwicklung Spuren. Das letzte Quartal im laufenden Wirtschaftsjahr ist angebrochen und damit ein per se schwindendes Angebot am heimischen Rohstoffmarkt. Gleichzeitig entwickeln vereinzelte Exportländer eine stärkere Zurückhaltung. Sie verweise auf Sicherung der Inlandsversorgung und limitieren ihr Exportpotenzial. Zusätzlich zeichnen sich allentenhalben auch dort Lieferengpässe und Verzögerungen durch die logistischen Schwierigkeiten, Quarantänemaßnahmen und heruntergefahrene Verarbeitung ab. Die geschwächte Konkurrenz am Weltmarkt erhöht die Chancen für EU-Rohstoffe im Exportgeschäft und zieht damit noch mehr Inlandsware ab, auf der anderen Seite sind die Importmengen limitiert und teuer.

Diese Entwicklung wird durch die Währungsrelationen sogar noch verstärkt, hat doch der Euro zuletzt wieder deutlich Federn gelassen. Das erhöht die Exportchancen, verteuert aber gleichzeitig die Importware. Mit gemischten Gefühlen werden die Kurskapriolen des Rohöls verfolgt. Während sich ein Großteil der Marktteilnehmer über gesunkenen Energiepreise freut, zeigten sich Biokraftstoffhersteller wegen der schwindenden Wettbewerbsfähigkeit ihrer Produkte zunehmend besorgt. Sie reagieren mit Drosselung der Verarbeitung, was zwar Rohstoff freisetzt, gleichzeitig aber zu schwindendem Ausstoß von Nebenprodukten führt. Das sind in erster Linie hervorragende Proteinfuttermittel, die jetzt am Markt fehlen und damit die Eiweißversorgung zusätzlich limitieren.

Für die meisten Futtermischungen wurde im April 2020 mehr verlangt als im Vormonat, so dass sich im Schnitt über alle Mischfutter ein Plus von 2,2 % errechnet. Den stärksten Preisanstieg verzeichnet Ferkelaufzuchtfutter, dass sich gegenüber Vormonat um 3,6 % verteuerte. Mit einer Verteuerung von 1,3 % markiert Alleinfutter für säugende Sauen das untere Ende der Spanne. Detaillierte Aufschlüsselung der Preise für verschiedenen Misch-, Rau- und Einzelfutter nach Regionen und Monat finden Sie im Onlineservice

Heupreise geben etwas nach

Mit Besorgnis beobachten die Landwirte ihr Grünland, die niedrigen Temperaturen haben den Aufwuchs gebremst. Außerdem fehlt es an Niederschlag und die Erinnerungen an das Dürrejahr 2018 kommen wieder auf. Das ist auch ein Grund dafür, dass Viehbetriebe kaum noch Futter offerieren. Sie behalten die Restbestände lieber für sich. Allerdings ist auch die Nachfrage vorerst noch verhalten. Mit Beginn der Weidesaison wird weniger Heu und Stroh zugekauft. Das hat in einigen Bundesländern zu geringerer Bewertung geführt, in anderen indes zu steigenden Forderungen, denn die Vorräte werden immer überschaubarer. So entwickelten sich die Raufutterpreise im April uneinheitlich; Stroh in HD-Ballen und Heu in Großballen werden etwas preisgünstiger als noch im März angeboten, Stroh in Großballen und Heu in HD-Ballen indes teurer.

Die Restbestände an Grassilage haben sich etwas verteuert und werden in Niedersachsen aktuell mit 20,83 EUR/cbm bewertet, da die Spanne von 19 bis 22,30 EUR/cbm am unteren Ende um 0,5 EUR/t angehoben wurde. Vor einem Jahr lagen die Abgabepreise ab Fahrsilo bei 22,40 EUR/cbm.

Maissilageofferten sind am Markt nicht mehr erhältlich, die genannten Preise von 40,65 EUR/t liegen marginal über Vormonatsline und sind nominell.

Wie die Grünlandflächenentwicklung weitergeht und wie sich die Silomaispreise gestalten, erfahren Sie im AMI Onlinedienst AMI Markt aktuell Getreide. Sie sind noch kein Kunde und möchten vom Expertenwissen der AMI profitieren? Dann nutzen Sie die Bestellmöglichkeiten in unserem Shop, und sichern Sie sich noch heute Ihren persönlichen Zugang zum Markt aktuell Getreide.


Beitrag von Wienke von Schenck
Marktexpertin Pflanzenbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Marktprognose

Milchmarkt startet 2023 schwächer

05.01.2023 (AMI) – Die Preisverläufe am Milchmarkt werden sich im Jahr 2023 diametral von jenen im Vorjahr unterscheiden. Letzteres war durch das Erreichen neuer historischer Höchstwerte entlang der gesamten Wertschöpfungskette gekennzeichnet. Bei den Preisen für die Verarbeitungsprodukte hat schon längst eine Gegenbewegung eingesetzt, auf der Erzeugerebene steht sie hingegen noch bevor.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Erzeugerpreise

Ein geschichtsträchtiger Milchpreis

05.01.2023 (AMI) – Der November 2022 markierte eine Zeitenwende bei den Preisen für konventionell erzeugte Milch.   Mehr

Deutschland | Milchdauerwaren | Nachfrage

Preise für Molkenpulver stabilisiert

05.01.2023 (AMI) – Zum Auftakt des neuen Jahres 2023 zeigte sich der Markt für Molkenpulver weiterhin ruhig und abwartend. Einem ausreichenden Angebot stand eine gedämpfte Nachfrage gegenüber.   Mehr

Deutschland | Rinder | Tierbestand

Deutscher Rinderbestand fast unverändert

04.01.2023 (AMI) – In Deutschland werden fast so viel Rinder gehalten wie vor einem Jahr. Mit knapp 11,0 Mio. Rindern wurden bei der Viehbestandserhebung Anfang November nur 0,4 % weniger Tiere erfasst als 12 Monate zuvor.   Mehr

Deutschland | Schweine | Tierbestand

Deutscher Schweinebestand extrem verringert

04.01.2023 (AMI) – Stark reduziert haben sich bei den jüngsten Viehbestandserhebungen vom November 2022 die Zahlen der Schweinehalter und auch die der gehalten Schweine. So wurden rund 21,3 Mio. Schweine in Deutschland erfasst.   Mehr

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Tierbestand

Deutlich weniger Kühe geschlachtet

04.01.2023 (AMI) – Nach Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis), wurden im Oktober 2022 in Deutschland weniger Milchkühe geschlachtet als im Vorjahresmonat. Auch in der kumulierten Betrachtung der ersten zehn Monate lag das Schlachtaufkommen unter dem Niveau des vergleichbaren Vorjahreszeitraums.   Mehr

Welt | Vieh & Fleisch | Erzeugung

Steigerung der Fleischerzeugung 2022 erwartet

04.01.2023 (AMI) – Im Jahr 2022 wird bei der globalen Fleischerzeugung mit einer leichten Zunahme um 1,2 % gerechnet. Diese Entwicklung ist insbesondere auf die Produktion von Schweinefleisch zurückzuführen, welche gegenüber dem Vorjahr um 1,8 % wachsen dürfte.   Mehr

Deutschland | Schweine | Handel

Schlachtschweinepreis im neuen Jahr unverändert

04.01.2023 (AMI) – Zu Beginn des Jahres 2023 präsentiert sich der Handel mit Schlachtschweinen ausgeglichen. Überhänge gibt es im Gegensatz zu den Vorjahren keine, da die Vermarktung auch über die Feiertage flott verlief.   Mehr

Welt | Soja | Kursentwicklung für Soja und Raps

Chicago: Sojabohnen befestigen sich

04.01.2023 (AMI) – Die Dürre in Argentinien und die daraus folgenden Angebotssorgen bleiben im Fokus. Kurse profitieren zusätzlich von robuster US-Exportnachfrage.   Mehr

Deutschland | Rinder | Erzeugung

Deutsche Rindfleischproduktion sinkt

04.01.2023 (AMI) – Der Rinderbestand in Deutschland hat sich im Jahr 2022 erneut verringert. Gegenüber der Erhebung des Vorjahres, ist die Rinderherde um 1,7 % kleiner geworden.   Mehr