Deutschland | Getreide | Marktversorgung

Getreidepreise spiegeln Dürrejahr wider

10.01.2019 (AMI) – Deutschland gehört zu den Ländern im nördlichen Europa, in denen die Getreideernte 2018 durch die Trockenheit besonders in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das trieb die Preise kräftig nach oben, wobei allerdings die teils preisgünstige Konkurrenz aus dem Ausland den Spielraum nach oben begrenzte.

So wurden in Deutschland nur 20 Mio. t Weizen gedroschen, 17 % weniger als 2017. Noch gravierender ist das Minus beim Körnermais. Neben den trockenheitsbedingten Ertragsausfällen kamen zusätzlich Flächenrückgänge hinzu. Aus Mangel an Viehfutter im trockenen Sommer 2018 wurden 7 % der bundesweiten Körnermaisfläche vorzeitig als Silomais gehäckselt. So kamen letztendlich noch 3,1 Mio. t Körnermais zusammen, ein Drittel weniger als im Vorjahr. Punkten konnten indes Sommergerste und -weizen. Allerdings nur, weil die Anbaufläche überproportional ausgedehnt worden war. Denn in vielen Bundesländern war es bereits zur Aussaat der Winterungen im Herbst zu trocken, sodass die Anbauplanung nicht erfüllt werden konnte. Das ließ Platz für mehr Sommerungen. Doch auch hier gab es hohe Ertragseinbußen. Hinsichtlich der Qualitäten zeichnet sich ein noch heterogeneres Bild als in den Vorjahren ab. Und was bei Weizen von Vorteil war – die kleine Korngröße und infolgedessen ein hoher Proteinanteil – wurde der Braugerste zum Verhängnis. Viele Partien erreichten die Qualitätsstandards nicht. Damit ist das Getreideangebot in Deutschland im Wirtschaftsjahr 2018/19 ausgesprochen knapp. Im langjährigen Durchschnitt werden jährlich 44,2 Mio. t Getreide in Deutschland verbraucht, 2018 wurden nur 36 Mio. t geerntet.

Gerste steht an der Spitze der Futtergetreidepreise

Die absehbar schlechte Ernte hat die Käufer schon frühzeitig auf den Plan gerufen und den Abschluss von Vorkontrakten angeheizt. Gleichzeitig gab es kein Angebot, denn die Landwirte wollten erst ihr Ernteergebnis abwarten, um weitere Lieferverträge einzugehen. Das trieb die Getreidepreise kräftig nach oben. Zwischen Ende Juni und Mitte bis Ende August legten die Erzeugerpreise im Schnitt um ein Fünftel zu. Ende August war das Gros der deutschen Halmgetreideernte unter Dach und Fach – und es hatte noch immer nicht geregnet. So wurden die Vorkontrakte so gut es ging bedient und die restlichen Mengen wanderten in der Hoffnung auf weiter steigende Preise vorerst in die Läger. Den erhofften Preisaufschwung gab es jedoch nicht. Die Preise gaben einen Teil der Gewinne aus dem überhitzen Markt wieder ab und dümpeln seither dahin. Dabei weisen Gerste und Weizen immerhin leicht feste Preistendenzen auf, Mais entwickelt sich hingegen preislich kaum. Letzteres liegt vor allem an der hohen, preisgünstigen Konkurrenz aus dem Ausland. Noch nie hat Deutschland im ersten Quartal eines Wirtschaftsjahres so viel Mais eingeführt wie 2018/19 mit knapp 540.000 Tonnen. Das hat sogar dazu geführt, dass Mais in dieser Saison preisgünstiger bewertet wird als Weizen oder Gerste. Die beiden letzteren liegen nämlich – und auch das ist ein Novum – auf einem Niveau. Das heißt, für Futtergerste wird so viel gezahlt wie für Brotweizen. Ende Dezember lagen die Erzeugerpreise frei Erfasserlager für Futtergerste im Bundesdurchschnitt bei 189,31 EUR/t und so 35 % über der Vorjahreslinie. Futterweizen wurde mit 188,46 EUR/t (+27 %) bewertet, Brotweizen mit 190,56 EUR/t (+28 %) und Körnermais mit 174,39 EUR/t (+15 %). Braugerste wies zuletzt eine anhaltend feste Preistendenz auf, sie liegt mit 225,41 EUR/t allerdings nur 17 % über der Vorjahreslinie.

Ausblick

Auch wenn sich vor Weihnachten der Getreidemarkt aufgrund der guten Versorgung der inländischen Mühlen und Mischfutterhersteller deutlich beruhigt hat, hoffen die Anbieter jedoch auf eine Neubelebung der Getreidenachfrage im ersten Quartal 2019. Dabei setzen sie vor allem auf das bislang noch stiefmütterliche Exportgeschäft mit Weizen. Aufgrund der großen Konkurrenz aus Russland konnte die EU, und noch weniger Deutschland, am Weltmarkt punkten. Mit dem absehbar schwindenden Exportpotenzial in Russland erhöhen sich die Chancen für andere Exporteure wie die USA, Kanada und Argentinien. Da wird es das deutsche Angebot schwer haben, sich platzieren zu können. So wird wohl auch in der zweiten Wirtschaftsjahreshälfte der Futtergetreidemarkt führend bleiben, selbst wenn der Gerstenexport in Drittländer zuletzt sukzessive zurückging. Falls der Weizenexportmarkt nicht belebt werden könnte, wird wohl noch mehr Brotweizen und wohl auch mehr Qualitätsweizen in die Mischfutterherstellung wandern. Zudem bleibt abzuwarten, wie sich die Vegetationsbedingungen entwickeln. Auch wenn es im November geregnet hat, sind die Böden in weiten Teilen Deutschlands weiterhin unterversorgt und bieten den Feldbeständen wenig Potenzial. Ohnehin sind die Flächen für Winterrungen aufgrund der Trockenheit massiv eingeschränkt worden, sodass sich das Getreideangebot im nächsten Jahr in Deutschland wohl kaum erholen wird.

Welche Entwicklungen sind am Getreidemarkt noch zu erwarten? Wir der Exportmotor tatsächlich anspringen? Begleitende Kommentare zu den Brot- und Futtergetreidemärkten finden Sie hier.

Sie sind noch kein Kunde? Dann abonnieren Sie am besten gleich den Online-Dienst Getreide und erhalten wichtige Informationen zu den relevanten Themen des Getreidemarktes.

Beitrag von Wienke von Schenck
Marktexpertin Pflanzenbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Brotgetreide | Angebot

Sinkende Temperaturen haben Markt abgekühlt

29.06.2017 (AMI) – Das Geschäft mit alterntigem Weizen ist so gut wie beendet. In der Vorwoche, während der kurzen Preishausse wurden noch Restmengen veräußert und auch Kontrakte für Teilmengen ex Ernte abgeschlossen, aber mit den rückläufigen Termin- und Kassakursen hat sich der Markt wieder beruhigt.   Mehr

Deutschland | Käse | Nachfrage

Lebhafte Käsenachfrage bei steigenden Preisen

29.06.2017 (AMI) – Die Nachfrage nach Schnittkäse verlief zum Monatsende im In- und Ausland anhaltend rege. Das Angebot fiel jedoch nach wie vor nur knapp ausreichend aus. Dadurch haben sich die Preise weiter befestigt.   Mehr

Welt | Öle | Terminkontrakte

Weiter sinkende Exporte lassen Palmölkurse schwächeln

28.06.2017 (AMI) – Steigende Produktionszahlen heben bei ausländischen Käufern die Aussicht auf weitere Vergünstigungen für malaysisches Palmöl. Sie halten sich zurück, was sich in sinkenden Exportzahlen widerspiegelt.   Mehr

Deutschland | Schweine | Erzeugerpreise

Unveränderter Schlachtschweinepreis

28.06.2017 (AMI) – Das Angebot an Schlachtschweinen trifft aktuell auf eine ruhigere Nachfrage seitens der Schlachtereien. Insgesamt lassen sich die verfügbaren Angebotsmengen vermarkten.   Mehr

Deutschland | Frische Lebensmittel | Verbraucherpreise

Teuerungsrate frischer Nahrungsmittel zieht im Juni nochmals an

28.06.2017 (AMI) – Der Preisabstand zum Vorjahr ist im Juni weiter gestiegen. Basierend auf den Daten der ersten dreieinhalb Wochen des Monats kosten frische Lebensmittel dem AMI-Frischeindex zufolge 7,0 % mehr als im Juni 2016. Bestimmt wird die Nahrungsmittelteuerung in erster Linie durch die Preisentwicklung bei Milch und Milchprodukten.   Mehr

Europa | Getreide | Terminkontrakte

Paris: Weizen Fronttermin auf 18-Monatshoch

22.06.2017 (AMI) – Trockenheit in Europa und feste Weizenkurse in Chicago ließen die Weizennotierungen in Paris kräftig steigen.   Mehr

Deutschland | Vieh & Fleisch | Aktionspreise

Verliert Schweinefleisch an Bedeutung?

22.06.2017 (AMI) – Obwohl der Handel mit Grillfleisch vom Schwein in den Wochen vor Pfingsten einen saisonüblichen Höhepunkt erreichte, wurden die Erwartungen der Marktbeteiligten häufig nicht erfüllt. Die Nachfrage nach Schweinefleisch schwächelt und auch der Anteil der Aktionen im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) geht zurück. Zwar kommt den Aktionen im LEH weiter eine große Bedeutung zu, dennoch rücken auch hier zunehmend Rind und Geflügel in den Vordergrund.   Mehr

Deutschland | Zucker | Marktversorgung

Selbstversorgungsgrad bei Zucker steigt wieder

22.06.2017 (AMI) – Große Anfangsbestände an Zucker zu Beginn des Wirtschaftsjahres 2015/16 zwangen zur Produktionsdrosselung. Künftig dürften Herstellung und Selbstversorgunggrad in Deutschland jedoch wieder anziehen, entfesselt durch das Auslaufen der Zuckerquote im September 2017.   Mehr

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Anlieferung

Milchspitze in diesem Jahr eher ein Plateau

22.06.2017 (AMI) – Das Milchaufkommen in Deutschland hat sich Anfang Juni anhaltend auf hohem Niveau bewegt. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr verkürzte sich dadurch auf den niedrigsten Stand seit August 2016.   Mehr

Deutschland | Schrote | Marktversorgung

Sojaschrotkäufer warten auf weitere Preisnachlässe

21.06.2017 (AMI) – Am Sojaschrotmarkt stehen die Zeichen unverändert auf Preisrückgang – das lässt die Käufer abwarten.   Mehr