Deutschland | Mischfutter | Preise

Mischfutterpreise 50 % über Vorjahreslinie

21.04.2022 (AMI) – Die jüngste Preisschwäche für Sojaschrot kann den Preisauftrieb für Mischfutter nicht stoppen. Verteuerte Futterkomponenten und Zusatzstoffe sowie die Aufschläge für steigende Energie-, Transport- und Lohnkosten treiben die Forderungen weiter nach oben. Nach der Schockstarre arrangieren sich die Marktteilnehmer mit den herrschenden Umständen und kaufen wieder etwas zügiger, auch aus Angst, dass das Angebot noch knapper werden könnte.

Seit Kriegsbeginn in der Ukraine setzt sich die volatile Preisentwicklung für Agrarrohstoffe auf hohem Niveau fort. Der Aufwärtstrend der Mischfutterpreise hat sich sogar noch verstärkt. Im April 22 legten die Forderungen für Mischfutter im Schnitt um 11,6 % gegenüber Vormonat zu und erreichten damit ein Niveau, das 51 % über Vorjahreslinie liegt. Die meisten Mischfutterpreise legten wie schon im Vormonat erneut im zweistelligen Prozentbereich zu, am meisten Rindermastfutter mit knapp 19 %. Den geringsten Preisauftrieb verzeichneten Ergänzungsfutter für Mastschweine mit einem Plus vom 5 % sowie Hähnchenmastfutter mit 5,2 %. Die Rasanz der sich ändernden Preisgebote hat etwas nachgelassen, aber als „normal“ mag den Markt noch keiner beschreiben. Zu volatil sind die Rohstoffnotierungen. Dabei bewegen sich die Maispreise auf Erzeugerstufe noch am „schwerfälligsten“ mit einem Plus von 4 % gegenüber Vormonat, während Futterweizen und -gerste um 6,6 % zulegten.

Historische Daten und Experten-Einschätzungen helfen dabei, die aktuellen Entwicklungen einzuordnen. Die AMI Markt Bilanz Getreide Ölsaaten Futtermittel 2022 dient Ihnen als Grundlage für Ihre strategischen Entscheidungen.

Die Mischfutterhersteller sind nicht ausreichend gedeckt und suchen weiterhin Rohstoff, der im Tagesgeschäft aufgrund des teils knappen Angebotes schwer zu beschaffen und zudem teuer ist. So ist Futtergetreide der Ernte 21 von den Erzeugern größtenteils vermarktet. Importware wird jetzt zunehmend umgesetzt. Das Angebot aus der Schwarzmeerregion ist weiterhin äußerst limitiert, Sonnenblumen- und Rapsschrot fehlen, aber Lieferungen an GVO-freien Sojabohnen kommen nach Westeuropa.

Sojaschrot wird preisgünstiger

Ölschrote bleiben, bis auf Sojaschrot, knapp und auf hohem Preisniveau. Während Rapsschrot sich gegenüber Vormonat noch einmal verteuert hat, gaben die Forderungen für Sojaschrot allerdings nach. So kostete im April 22 Rapsschrot auf Großhandelsstufe im Schnitt knapp 2 % mehr als im März, während Sojaschrot, gleich ob konventionell oder GVO-frei, um 3-4 % im Preis nachgab. Das enge Preisverhältnis – Rapsschrot hat massiv an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Sojaschrot verloren – sowie die bessere Verfügbarkeit sprechen dafür, eher Soja- als Rapsschrot in den Rationen einzusetzen. Immerhin kosten beide Komponenten ab Werk mehr als 500 EUR/t. GVO-freies Sojaschrot sogar um die 800 EUR/t.

Landwirte zahlten Im April 22 mit 574 EUR/t für 44er Sojaschrot frei Hof im Schnitt 1 % weniger als noch vor einem Monat, 48er vergünstigte sich um knapp 1 %. Beide liegen somit gut ein Drittel über Vorjahresniveau. Demgegenüber verteuerte sich GVO-freie Ware um gut 3 % auf 840 bzw. 878 EUR/t frei Hof und baut damit seinen Abstand zum Vorjahresstand auf knapp 40 % aus. Einen kräftigen Sprung nach oben legten demgegenüber erneut die Rapsschrotpreise hin. Mit 547 EUR/t frei Hof werden nicht nur knapp 10 % mehr verlangt als noch im März 22. Gegenüber Vorjahreszeitpunkt sind das sogar knapp zwei Drittel mehr.

Erkennbarer Mischfutterabsatz

Trotz der Rekordpreise lässt sich am Mischfuttermarkt wieder längerfristiges Engagement erkennen. Tierhalter stellen sich zunehmend auf die neue Marktsituation ein und kalkulieren nicht nur mit den hohen Preisen, sondern sichern auch die Versorgung auf den nächsten Terminen ab. Auch wenn die höheren Erlöse in der Tierhaltung den explosionsartig gestiegenen Produktions- und Futterkosten deutlich hinterherhinken. Aus Liquidationsgründen ordern Käufer von Mischfutter daher vorrangig nur Tagesmengen in überschaubaren Größenordnungen. Nachdem zwischenzeitlich keine Lieferkontrakte beim Landhandel geschlossen werden konnten, sind nun aber wieder längerfristigen Verträge möglich. Das Interesse daran blieb allerdings gering und bis zum Anschluss an die nächste Ernte begrenzt. Die grundsätzliche Versorgungslage am Futtermittelmarkt wird als bedarfsdeckend beurteilt.

Eine tabellarische Übersicht über die Einkaufspreise der Landwirtschaft für 31 verschiedene Mischfutter und Einzelkomponenten bieten wir Ihnen monatlich aktuell im AMI Markt aktuell Getreide. Noch kein Abo? Dann bestellen Sie Ihre Zugangsdaten noch heute hier.


Beitrag von Wienke von Schenck
Marktexpertin Pflanzenbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Europa | Milch & Milchprodukte | Börsennotierungen

Preise für Butter deutlich im Plus | MI-I-108

19.07.2024 (AMI) – Sofern man Butter bei der Betrachtung zunächst außen vor lässt, setzten die Preise für Voll- und Magermilchpulver sowie Käse ihren ruhigen Verlauf im ersten Halbjahr von 2024 weitestgehend fort.   Mehr

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Kennzahlen

Deckungsbeitrag wieder erhöht

19.07.2024 (AMI) – Mit den steigenden Milcherzeugerpreisen legte auch der Grunderlös auf den Höfen zu. Bei schwankenden Kosten erhöhte sich die Marge. Damit können die Landwirte gegenüber dem Vorjahr mit leicht steigenden Deckungsbeiträgen rechnen.   Mehr

Europa | Getreide | Kursentwicklung für Weizen und Mais

Paris: Weizenkurse rutschen weiter ab

18.07.2024 (AMI) – Angesichts der fortschreitenden Weizenernte auf der Nordhalbkugel geraten die Kurse zunehmend unter Druck. Die kurzfristige Belebung der internationalen Nachfrage bietet nur wenig Unterstützung, da EU-Partien gegenüber anderen Herkünften meist das Nachsehen haben.   Mehr

Deutschland | Milchdauerwaren | Angebot

Pulvermärkte im Sommermodus

18.07.2024 (AMI) – Die Nachfrage an den Pulvermärkten war Mitte Juli ferienbedingt ruhig und das Neugeschäft hielt sich in Grenzen. Dies galt vor allem für Magermilchpulver, das zu schwächeren Preisen gehandelt wurde. Vollmilchpulver tendierte im Zuge der hohen Zukaufpreise fester. Bei Molkenpulver waren die Preise zumeist unverändert.   Mehr

Deutschland | Schweine | Handel

Ausgeglichener Schlachtschweinemarkt

17.07.2024 (AMI) –Ein kleines Angebot und eine zugleich ruhige Nachfrage bestimmen aktuell den Schlachtschweinemarkt. Die Mengen scheinen dabei noch einmal geringfügig zurückzugehen, reichen für den herrschenden Bedarf aber aus. Entsprechend bleibt die Preisempfehlung bei 2,10 EUR/kg.   Mehr

Welt | Ölsaaten | Kursentwicklung für Soja und Raps

Chicago: Sojabohnenkurse im Sinkflug

17.07.2024 (AMI) – Die US-Sojakurse geben angesichts der schwachen Nachfrage und der Aussicht auf eine große US-Ernte weiter nach. Günstige Vegetationsbedingungen könnten den Zustand der Feldbestände in den US-Anbaugebieten weiter verbessern.   Mehr

Deutschland | Ölsaaten | Preise

Dynamische Märkte zur Rapsernte

16.07.2024 (AMI) – Die Rapsernte in Deutschland hat begonnen. Das zunehmende Angebot und die verbesserten Angebotsaussichten am Weltmarkt setzen die Preise unter Druck. Dabei sind die Ölmühlen auf umfangreiche Importe angewiesen und die Rapsernte in Deutschland und der EU fällt wesentlich kleiner aus als 2023.   Mehr

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Tierbestand

Sinkende Milchviehbestände in Deutschland | MI-I-190

12.07.2024 (AMI) – Der Strukturwandel in Deutschland setzt sich weiter fort. Dies ergab die jüngste Viehbestandserhebung, die das Statistische Bundesamt zum Stichtag am 03. Mai 2024 durchgeführt hat und jetzt veröffentlichte.   Mehr

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Tierbestand

Zahl der Milchviehbetriebe sinkt

12.07.2024 (AMI) – Im Mai 2024 sank die Zahl der Rinder in Deutschland deutlich und auch die Haltungen von Milchkühen nahmen ab. Gleichzeitig stieg die Herdengröße leicht an.   Mehr

Welt | Getreide | Kursentwicklung für Weizen und Mais

Chicago: Mais und Weizen geben nach

11.07.2024 (AMI) – Günstige Vegetations- und Erntebedingungen belasten die US-Mais- und Weizennotierungen. Zudem rechnen die Marktteilnehmer mit einem größeren globalen Angebot.   Mehr