Deutschland | Obst | Angebot

Preisrallye kann Ertragsausfälle nicht kompensieren

26.10.2017 (AMI) – Die Auswirkungen der Frühjahrsfröste werden immer wieder von den Medien aufgegriffen. Der Konsument zahlte für das Beeren- und Steinobst Spitzenpreise und wird die massiven Ertragsausfälle beim Einkauf von Äpfeln bis Mitte kommenden Jahres spüren. Die eigentlich Leidtragenden sind aber die Obstbaubetriebe, die in ihrer Existenz z.T. stark gefährdet sind.

Zahlreiche Bundesländer signalisieren finanzielle Unterstützung

Nach einer Schätzung des Statistischen Bundesamtes werden im laufenden Jahr nur 760.000 t Obst geerntet, rund 45 % weniger als üblich. Alle Anbauregionen sind mehr oder minder betroffen, wobei es durchaus Ausfälle von 80 % und mehr gibt. Baden-Württemberg und Bayern werden die Obstbauern je nach Schädigungsgrad unterstützen, positive Signale gibt jetzt auch in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg. Im Mittelpunkt stehen hier das Kern- und Steinobst, der Beerenobstsektor ist weniger betroffen.

Starke Absatzeinbußen

Die Misere lässt sich auch aus den bisherigen Absatzzahlen der deutschen Erzeugerorganisationen ableiten. Nach vorläufigen Angaben wurde bis Ende Juli nur 31.000 t Sommerobst verkauft, damit 36 % weniger als im Mittel der letzten drei Jahre. Berücksichtigt werden Erdbeeren, Strauchbeeren, Süßkirschen und Zwetschen. Der Spitzenpreis von fast 290 EUR/100 kg stellt für die besonders hart vom Frost betroffenen Produzenten nur einen sehr schwachen Trost dar. Am besten schneiden noch die Erdbeerproduzenten ab, die unter zusätzlicher Berücksichtigung der geringeren Anbaufläche fast den Umsatz des letzten Jahres erreichten.

Bei Zwetschen gibt es eine Angebotslücke von 65 %. Das Problem ist nur, dass der Lebensmitteleinzelhandel oder auch die Verarbeitungsbetriebe große Mengen aus Osteuropa disponierten und damit die Preismöglichkeiten für die deutschen Produzenten stark einschränkten. Ein vergleichbares Szenario gab es bei Süßkirschen mit umfangreichen Zukäufen aus der Türkei. Letztendlich führte die Verknappung des Obstangebotes aber zu deutlich höheren Ladenverkaufspreisen für das Sommerobst.

Kräftiges Plus bei Ladenverkaufspreisen

Der Konsument zahlte für das Beeren- und Steinobst 30-35 % mehr als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Beim Kernobst fällt die Preissteigerung im September mit 15 % weniger dramatisch aus. Die schwache Apfelernte wurde z.T. noch durch Reste aus der Ernte 2016 und durch Überseeware kompensiert. Auf Produktionsebene ist für die frische Apfelernte ein Preisplus von mehr als 50 % vorhanden, was der Konsument in den kommenden Monaten sicherlich noch zu spüren bekommt.

AMI Markt Woche Obst und Gemüse

Möchten Sie mehr über die witterungsbedingten Einflüsse auf den Obst- und Gemüsemarkt wissen? Dazu können Sie die wöchentlich erscheinende Markt Woche Obst und Gemüse abonnieren. Nutzen Sie noch heute die Bestellmöglichkeit im Shop und sichern Sie sich ihren Zugang zu fundierten Marktinformationen.

Beitrag von Helwig Schwartau
Marktexperte Gartenbau, Büro Hamburg

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Welt | Milch & Milchprodukte | Außenhandel

Weltweiter Export von Vollmilchpulver zieht an

28.06.2024 (AMI) – Im ersten Quartal von 2024 stiegen die weltweit gehandelten Mengen an Molkereiprodukten. Deutliche Zuwächse zeigte Vollmilchpulver, aber auch der Export von Käse und Molkenpulver lag im Plus. Magermilchpulver und Butter gaben hingegen nach.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Angebot

Rohstoffaufkommen anhaltend über Vorjahresniveau

27.06.2024 (AMI) – Der saisonale Rückgang der bundesweiten Milchanlieferung setzte sich Mitte Juni fort. Der Vorsprung gegenüber dem Vorjahr blieb dabei bestehen. An den Märkten für Industrierahm und Magermilch entwickelten sich die Preise Ende Juni leicht fester. Jene für Magermilchkonzentrat tendierten stabil.   Mehr

Welt | Getreide | Kursentwicklung für Weizen und Mais

Chicago: Mais und Weizen weiten Verluste aus

27.06.2024 (AMI) – Die US-Mais- und Weizennotierungen setzen ihren Abwärtstrend fort. Verbesserte Bedingungen in den USA und nachlassende Angebotssorgen erzeugen Druck.   Mehr