Studie zur alternativen Milchvermarktung in Sachsen
(AMI/Ecozept) – Wo liegen die Alternativen zur bestehenden konventionellen Milcherzeugung – und -vermarktung für die sächsischen Landwirte? Welche Vermarktungswege bieten sich jenseits der großen Molkereien an und welche Produktqualitäten sind gefragt? Diese Fragen untersuchten die AMI GmbH und Ecozept Deutschland GbR im Auftrag des Sächsisches Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) von August 2020 bis Januar 2021.
Vor dem Hintergrund des fortschreitenden Strukturwandels in der sächsischen Milchwirtschaft zeigte die Studie Wege auf, um die Leistungsfähigkeit und Wettbewerbsstärke der sächsischen Milcherzeugerbetriebe zu sichern.
Alternative Vermarktungsformen
Die Recherche in diversen Quellen ergab rund 300 Marktagierende mit alternativen Formen der Milchvermarktung in Sachsen. Dazu zählen neben den direktvermarktenden Erzeugerbetrieben auch die Schulmilchlieferanten sowie die Erzeugerbetriebe mit besonderen Milchqualitäten (Bio-, Weide-, Heu-, oder Tierschutzmilch) - unabhängig davon, über welchen Vertriebsweg diese besonderen Qualitäten vermarktet werden. Manche der Betriebe nutzen mehrere alternative Vermarktungswege gleichzeitig. Am häufigsten wurden Milchautomaten (56 Betriebe), Bio-Milchverarbeiter und -Erzeuger (46 Betriebe), Hofkäsereien (45 Betriebe) und Schulmilch (41 Betriebe) gezählt.
Nach der Datenanalyse und Erhebung des Ist-Zustands erfolgte im Herbst 2020 eine zweistufige Befragung bei Erzeugerbetrieben, Verarbeitung, Handel und Verbandsvertretungen. Hierbei wurden Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der sächsischen Milchwirtschaft identifiziert und Handlungsempfehlungen abgeleitet. Die Befragten haben den meisten dieser alternativen Vertriebswege hohes Entwicklungspotenzial zugeschrieben, insbesondere der hofeigenen Verarbeitung mit Ab-Hof-Verkauf. Voraussetzung hierfür sind aber eine authentische Kundenkommunikation und Kundennähe, ein angepasstes Förderinstrumentarium und Zugang zu gut ausgebildeten Fachkräften. Viele Erzeugerbetriebe wünschen sich mehr Wertschätzung gegenüber ihrer Art zu wirtschaften und gegenüber den von ihnen erzeugten Produkten - nicht nur seitens der Verbraucherschaft, sondern auch seitens der Politik und Verwaltung.
Qualität statt Quantität
Die steigende Nachfrage nach gering verarbeiteten, naturbelassenen Qualitätsprodukten, wie Tierwohlmilch, Bio-Milch, Weidemilch oder auch laktosefreie Produkte wird als Chance für eine höhere Wertschöpfung gesehen. Jedoch waren sich die Befragten auf allen Ebenen einig, dass Produktionssteigerungen bestimmter höherwertiger Produkte nur im Einklang mit der Nachfrage erfolgen sollten.
Im Hinblick auf eine zukünftige Machbarkeitsstudie gaben AMI und Ecozept eine Reihe von Handlungsempfehlung an das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), die sich nach den einzelnen Tierarten Kuh, Schaf und Ziege gliedern. In einer digitalen Abschlussveranstaltung am 25. Februar 2021 wurden die Handlungsempfehlungen von den Teilnehmenden priorisiert.
Die wichtigsten Empfehlungen lauten demnach:
- Lokale Best-Practice-Lösungen entwickeln bzw. bestehende gut funktionierende Modelle als Demonstrationsbetriebe nutzen
- Marktpotenziale in einzelnen Produktbereichen ausloten und Wirtschaftlichkeit prüfen (z.B. Biomilch)
- Verlässliche Herkunftsnachweise für sächsische Milchprodukte
- Imagekampagne bei der Verbraucherschaft
Der Abschlussbericht steht für Sie als Download auf dem Medienportal des Sächsischen Landesamtes bereit. Weiteres zum Projekt erfahren Sie bei unserer AMI-Marktexpertin Christine Rampold und bei Michael Böhm von Ecozept Deutschland GbR. Ansprechpartner beim LfULG ist Ingo Heber, Abteilung Landwirtschaft/Referat Koordinierung, Fachrecht, Verfahrensökonomie.
Christine Rampold
Marktanalystin Öko-Landbau
Autorin von verschiedenen Produktstudien und Fachartikeln zum Ökomarkt, Beste Kontakte zu Erzeugern und Händlern.